Emmanuel Macron – vom Hoffnungsträger zum angeschlagenen König

 

Es war einmal ein Mann, dem wollte einfach alles gelingen. Er war charmant, wohlhabend und intelligent. Schon jung hatte er nach Höherem gestrebt, mit 16 erklärt, er werde seine Theaterlehrerin heiraten. Was er auch tat. Seine Vorhersage, er werde einmal Staatschef seines Landes werden, hielt er ebenfalls. Das Karma verließ ihn nie: Wie durch ein Wunder schalteten sich seine Widersacher eigenhändig aus, und als zum Schluss nur noch die böse Hexe übrig blieb, flogen die Herzen dem wackeren Ritter wie von selbst zu.

Das Märchen hielt an, als Emmanuel Macron bereits König in seinem Schloss, dem Pariser Élysée-Palast war. Mit flammenden Europareden wurde der neue Staatschef gerade jenseits der Landesgrenzen zum Heilsbringer des Alten Kontinentes verklärt. Der neue Fixstern am europäischen Himmel verkündete eine «kopernikanische Revolution», Medien entdeckten einen «Visionär».

In Frankreich selbst herrschte weniger Euphorie, doch ließ man den Präsidenten gewähren. Souverän zog er die Reformen – zuerst des Arbeitsmarktes, dann des hoch symbolischen Eisenbahnerstatuts – durch.