Ein Abfangmanöver der venezolanischen Kriegsmarine gegen zwei Schiffe, die im Auftrag des US-Ölkonzerns Exxon Mobil im Seegebiet vor der Esequibo-Region seismische Erkundungsarbeiten durchgeführt haben, hat einen Territorialkonflikt zwischen Venezuela und Guyana wiederbelebt. Marta Andujo schrieb darüber gestern auf dem Portal amerika21.
Einem Reuters-Bericht zufolge drängte die Marine von Venezuela die Exxon-Schiffe ab und zwang sie, die Gewässer zu verlassen.
Das Außenministerium von Guyana protestierte unmittelbar gegen «diesen illegalen, aggressiven und feindseligen Akt», der die Souveränität des Landes verletzt hätte. Die Erklärung des Ministeriums betonte weiter, dass der Zwischenfall die Bedrohung von Guyanas wirtschaftlicher Entwicklung durch das Nachbarland Venezuela zeige.
Venezuela hingegen erklärte, auf einer routinemäßigen Patrouillenfahrt habe man die Exxon-Schiffe in «zweifellos venezolanischen Gewässern» angetroffen und sei daraufhin «entsprechend internationalen Protokollen verfahren», so Reuters weiter.
Mit Hinweis auf die Projektion des Mündungsdeltas des venezolanischen Flusses Orinoco in das offenen Meer, streitet Venezuela ab, dass der Ort des Manövers überhaupt in den strittigen Gewässern lag.
Ein Tweet des Sprechers des US-Außenministeriums, Robert Palladino, der Venezuela aufforderte, «die Souveränität seiner Nachbarn zu respektieren» und die Sichtweise Guyanas auf den Vorfall übernahm, erntete in Caracas scharfe Kritik.
Die US-Regierung mische sich in diese Angelegenheit ein, «um unabhängig von den elementarsten Regeln des Völkerrechts Unternehmensinteressen zu fördern, die mit der herrschenden Elite in Washington eng verbunden sind», so das venezolanische Außenministerium.
Zuletzt gerieten die diplomatischen Beziehungen zwischen den Nachbarländern 2015 in die Krise, nachdem Exxon große Ölvorkommen in der Esequibo-Region prognostizierte. Die Esequibo-Region an der Ostgrenze Venezuelas umfasst knapp 160.000 Quadratkilometer.
Die Republik Guyana verwaltet das Gebiet, das von Venezuela auf Basis einer Vereinbarung aus dem Jahr 1966 beansprucht wird.
Damals wurde Guyana von der britischen Kolonialmacht unabhängig. Die Regierung Venezuelas forderte bereits vor drei Jahren von Exxon und Guyana, die Aktivitäten in einem Gebiet zu beenden, dessen Status ungeklärt sei.
Seinerzeit räumte Guyana ein, dass es sich um ein «infrage stehendes Gebiet» handelt. Der guyanische Präsident David Granger erklärte, der UN-Generalsekretär habe zugesagt, eine Studie erstellen zu lassen, in der alle rechtlichen Möglichkeiten zur Beilegung des Konflikts untersucht werden.
Quelle: amerika21.de