Warschau, Polen, ist kein unterhaltsamer Ort, den man im dunkelsten Februar besuchen sollte, aber dort haben die USA gerade ein antiiranisches Jamboree mit 60 Klientenstaaten veranstaltet, das Spott und Verachtung der Europäer und einem Großteil des Nahen Ostens hervorrief.
Der Sinn dieser zynischen Unternehmung war es, die diplomatischen Grundlagen für eine antiiranische Koalition zu schaffen, die als Feigenblatt für einen bevorstehenden Angriff auf den Iran dienen sollte, den Präsident Donald Trump und sein enger Verbündeter, Israels Benjamin Netanyahu, planen.
Die eigentliche Frage ist, wer im trostlosen Warschau das Sagen hat, Trump oder Bibi Netanyahu? Vielen scheint es, dass der israelische Schwanz wieder mit dem amerikanischen Hund wedelt.
Dies ist der Macht der wiedergeborenen Evangelikalen Amerikas zu verdanken, die in dem Irrglauben befangen sind, dass ein Großisrael irgendwie ein Schlüsselelement der Wiederkunft Christi ist.
Eine Fox News Umfrage diese Woche ergibt, dass ein Viertel dieser leichtgläubigen Leute glauben, dass Gott tatsächlich Donald Trump zum Präsidenten ernannt hat. Das ist möglicherweise sogar mehr als die Zahl der Amerikaner, die glauben, dass Elvis noch am Leben ist. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Republikaner so ziemlich zu einer theologischen Partei geworden sind.
Die drei Reiter der rechtsextremen republikanischen Apokalypse, Vizepräsident Mike Pence, Unsicherheitsberater John Bolton und Außenminister Mike Pompeo (der angeblich eine offene Bibel auf seinem Schreibtisch liegen hat) vereinten ihre Stimmen auf dem Warschauer Jamboree, um den Iran als «Sponsor des Terrorismus» und als eine Gefahr für Frieden und Stabilität in der Welt zu verurteilen.
Der nie zu tief eingeschätzte Bibi Netanyahu, dessen Nation über mindestens 100 Atomwaffen verfügt, behauptete, der Iran, der keine Atomwaffen und schwache Streitkräfte besitzt, plane einen «zweiten Holocaust» für Israel.
Ein übererregter Netanyahu twitterte sogar, dass das Warschauer Treffen sich auf den «Krieg mit dem Iran» vorbereitete. Er war gezwungen, seinen Tweet zurückzuziehen. Aber er durfte neben dem Delegierten aus dem vom Krieg zerrissenen Jemen sitzen, einem Handlanger der Saudis und Emiratis, deren Aggression gegen den Jemen bisher Hunderttausende von Menschenleben, Massenhunger und Epidemien gefordert hat.
Diese Woche stimmte ein neu energetisiertes US-Repräsentantenhaus für ein Ende der Unterstützung ihrer Nation für den von Saudi-Arabien geführten Krieg in der ärmsten Nation des Mittleren Ostens. Der Senat, der noch von republikanischen Kreuzrittern kontrolliert wird, wird wahrscheinlich den Vorschlag des sensiblen Repräsentantenhauses ablehnen.
Ein weiterer Teilnehmer in Warschau war die größte arabische Nation Ägypten. Diese Nation hat gerade die Herrschaft ihres Militärdiktators, Feldmarschall al-Sisi, bis 2034 verlängert. Es war Sisi, unterstützt von saudischem Geld, der die erste demokratische Regierung Ägyptens in der Geschichte stürzte, Tausende tötete und ins Gefängnis brachte.
In einer Ohrfeige für Washington weigerten sich die europäischen Führer, Frankreich, Deutschland und die Führung der Europäischen Union, am Warschauer Hass-Fest gegen den Iran teilzunehmen oder schickten unbedeutende Beamte.
Ironischerweise war es der Iran, der Opfer von Terroranschlägen wurde, während Trumps Leute gegen den iranischen «Terrorismus» wetterten. Ein Angriff der in Pakistan ansässigen sunnitischen extremistischen Gruppe Jaish al-Adl, die mit der CIA zusammenarbeitet, tötete 27 Soldaten und verwundete eine ähnliche Zahl. Der Iran ist seit seiner Revolution von 1979 das Ziel ständiger Angriffe von Gruppen, die mit den USA, Saudi-Arabien, Kuwait und anderen regionalen US-Vasallen verbunden sind.
Trumps Anwalt Rudy Giuliani ist sogar ein langfristiger Lobbyist für die hypergewalttätige marxistische iranische extremistische Gruppe MEK, die von der US-Regierung sogar als «terroristische Gruppe» eingestuft worden war.
Das Warschauer Jamboree sollte auch die Bühne für Trumps viel beschworenen Nahost-Friedensplan bereiten. Unter der Leitung von Schwiegersohn Jared Kushner wird der vollständige Plan voraussichtlich im April, unmittelbar nach den Wahlen in Israel, veröffentlicht. Es wird wahrscheinlich darin bestehen, palästinensische Landansprüche mit US-Steuergeldern und etwas Geld von den Saudis abzulösen. Die arabischen Klientenstaaten Amerikas in der Region werden alle höflichen Beifall spenden.
Das Warschauer Jamboree brachte keine eindeutigen Ergebnisse und ließ die USA noch isolierter als bisher zurück. Europa richtet gerade einen Finanzmechanismus ein, der den Handel mit dem Iran ermöglicht und die US-Sanktionen umgeht. Der US-Geheimdienst selbst berichtet, dass der Iran nicht an Atomwaffen arbeitet. Europa will mit dem Iran Handel treiben.
Die amerikanische Anti-Iran-Kampagne hat gerade einen weiteren Schlag erlitten. Dies, nachdem Washington die Beziehungen zu China und Kanada durch die Verhaftung der Tochter des Gründers von Huawei in Vancouver unter der Anschuldigung, mit dem Iran gehandelt zu haben, schwer beschädigt hatte. Die meisten Nicht-Amerikaner betrachten das als einen Skandal. Aber die Neo-Kreuzritter um Trump scheint es nicht zu kümmern, dass sie den Ruf Amerikas schädigen und aus seiner Außenpolitik einen Sauhaufen machen.
Von Eric Margolis