Der Iran hält sich zwar, teilte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA dieser Tage mit, strikt an alle Auflagen an das Atomabkommen (JCPOA). Dennoch wird das Land als internationaler Bösewicht gehandelt und jetzt zumindest der Internet-Kriminalität im großen Stil bezichtigt. Denn: Teheran soll für Angriffe auf das Internet und seine Infrastruktur verantwortlich sein.
Das schreibt das deutsche Nachrichtenmagazin Zuerst! am Dienstag. Die Internet-Adressverwaltung ICANN hat jetzt vor einem großangelegten Angriff auf eine Schlüsselstelle des weltweiten Netzes gewarnt. Es bestehe ein „anhaltendes und erhebliches Risiko“ für wichtige Bestandteile der mit Webseiten zusammenhängenden Infrastruktur, teilte die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) nach einer Dringlichkeitssitzung am Freitag mit. Konkret hätten bisher unbekannte Angreifer die Adressen von Webseiten verändert, unter anderem, um so an persönliche Daten von Nutzern zu gelangen, erklärte ICANN. Die Attacken hätten bei Spezialisten für Internet-Sicherheit in den vergangenen Wochen zu erheblicher Besorgnis geführt. Daraufhin wurde die Dringlichkeitssitzung einberufen.
Die US-Behörden hatten bereits im vergangenen Monat vor Angriffen auf das System der Adressen von Webseiten gewarnt. Nach Angaben von ICANN-Experten zielten die Angriffe sowohl auf Regierungen als auch auf Geheimdienste, die Polizei oder Unternehmen. Betroffen seien sowohl Europa als auch der Nahe Osten. Nach Angaben des Spezialisten für Cyber-Spionage Ben Read sollen die Spuren des Angriffs in den Iran führen.
Nach gültiger britischer und amerikanischer Miltiärdoktrin wird ein Angriff auf das Internet als Grund für einen militärischen – auch nuklearen – Vergeltungsschlag betrachtet. Anders als reale und konventionelle Angriffe können Cyberattacken in aller Regel nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden – ein ideales Medium für haltlose Verdächtigungen und „false flag“-Aktionen.