Algerien: Nach Protesten verzichtet der Präsident auf eine fünfte Amtszeit

Nach wochenlangen Protesten feiern die Algerier. Tausende Menschen jubelten gestern Abend in den Straßen der Hauptstadt Algier, nachdem Präsident Abdelaziz Bouteflika gestern überraschend angekündigt hatte, nach über 20 Jahren an der Macht nicht mehr für eine fünfte Amtszeit anzutreten.

Die Menschen auf den Straßen drücken ihre Freude aus: «Das war der erste Schritt, mit dem das algerische Volk erfolgreich war. Wir haben Bouteflika gekippt. Als nächstes ist es das ganze System, das weg muss.»Das ist eine gute Nachricht für uns in Algerien. Es ist das, was wir gewollt haben und es ist wirklich eingetreten.»Wir haben in einem Gefängnis gelebt, aber Gott sei Dank haben wir gewonnen und werden bis zum Ende friedlich bleiben.»

Ein von Krankheit sichtlich gezeichneter Präsident Bouteflika zeigte sich in einem seltenen öffentlichen Auftritt. Zuvor hatte er bekannt gegeben, auf eine fünfte Amtszeit verzichten zu wollen. Die für den 18. April geplante Präsidentschaftswahl werde verschoben, hieß es in einer Erklärung. Er versprach außerdem eine Kabinettsumbildung und eine neue Verfassung.

In den letzten Wochen hatte sich der 82-Jährige für eine medizinische Behandlung in der Schweiz aufgehalten. In dieser Zeit hatte Algerien die größten Massenprotesten seit mehr als 20 Jahren erlebt. Sie waren eine Reaktion auf die Ankündigung Bouteflikas, erneut zur Wahl antreten zu wollen.

Die Ereignise überschlugen sich in der vergangenen Woche. Am Montag hatten sich 1.000 Richter geweigert, die geplanten Parlamentswahlen zu überwachen. Der Stabschef des Militärs sagte öffentlich, dass das Militär und das Volk eine gemeinsame Vision der Zukunft hätten. Zudem reichte Premierminister Ahmed Ouyahia seinen Rücktritt ein.

Die Regierungsgeschäfte wird fürs erste der bisherige Innenminister Noureddine Bedoui übernehmen.

Oppositionspolitiker warnten jedoch vor übertriebener Freude. Menschenrechtsaktivisten forderten demokratische Wahlen und Reformen. Auch zu neuen Massenprotesten wurde aufgerufen.