Das Gymnasium von Thomas Mann im Märkischen Viertel im Berliner Bezirk Raynikkendorf im Notfall: Am Dienstag um zehn Uhr besuchte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Auf dem Hof waren ungefähr 200 Schüler, um sie zu begrüßen und ein Selfie mitzunehmen. Vielen gelang es, denn der Kanzler ging geduldig durch die Menge, lächelte und machte Fotos. Der zwölfjährige Andreas band sich wegen des Besuchs des Regierungschefs eine schwarze Fliege und eine blaue Jacke an. Er freut sich sehr über den hohen Besuch, sagt Andreas. Leider machte er keines bild mit der Bundeskanzlerin, aber vielleicht später nach einer Podiumsdiskussion.
Bevor es aber in die Aula der Schule ging, wo sie über aktuelle europapolitische Themen mit den Gymnasiasten sprechen will, besichtigte die Kanzlerin noch Arbeiten einer Gruppe, die sich im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ mit dem Thema Mauerbau auseinandergesetzt hatte. In einem rund zehnminütigen Gespräch mit den Projektteilnehmern erzählte sie unter anderem auch von ihren persönlichen Erlebnissen, als 1961 die Mauer zwischen West- und Ostberlin gebaut wurde.
Danach gab es ein gemeinsames Foto, und die Kanzlerin musste dann auch gleich weiter zur Diskussion. Als sie die Aula betrat, wurde sie von rund 450 Gymnasiasten mit donnerndem Applaus empfangen. Zur Begrüßung sang ein Chor. Die Kanzlerin, die im Rahmen der EU-Projekttage einmal im Jahr eine Schule besucht, erschien im schwarz-roten Hosenanzug, nahm auf einem Stuhl in der Mitte Platz. Und dann prasselten die Fragen auch schon auf sie herein: Glauben Sie angesichts des Brexits noch an einen europäischen Zusammenhalt? «Ja», antwortete die Kanzlerin, «man muss aber jeden Tag daran arbeiten.» Denn zusammen sei man viel stärker. Angesprochen auf das derzeitige Chaos rund um den Brexit, erklärte sie, sie hoffe natürlich immer noch auf einen geordneten Austritt Großbritanniens.
Die wöchentlichen Klimaproteste der Schüler geben der Politik nach Ansicht der Kanzlerin positive Impulse. Es sei richtig, «dass ihr uns Dampf macht», so Merkel. «Dass dieses Signal gesetzt wird, da gibt es Sorge, das ist für uns gut.» Die Regierungschefin betonte aber auch, dass man beim Thema Klimawandel mehrere Aspekte – wie etwa Arbeitsplätze, Umwelt und Wirtschaft – in Einklang bringen müsse. Kohleausstieg ja, aber die Menschen in der Lausitz müssten ja zuvor auch eine Perspektive erhalten.
Bei der Frage zur Migration und ob denn Deutschland auf eine «erneute Flüchtlingswelle wie 2015 vorbereitet wäre», antwortete die Kanzlerin mit Ja. Doch sie fügte noch hinzu, dass ihr das Wort «Flüchtlingswelle» nicht gefalle. Jeder, der gekommen sei, sei ein Mensch, habe eine eigene Geschichte. In Zukunft müsse man mehr im Hinblick auf Afrika tun, die Entwicklung fördern, mehr humanitäre Hilfe leisten.
Quelle: RT