Schmierenjournalismus: Wie Teile der deutschen Medienlandschaft nach der Festnahme von Assange jubeln

Vorab: Nicht alle Journalisten der obigen Schmierenblätter sind erfreut über die Festnahme von Julian Assange aus der ecuadorischen Botschaft. Viele werden nun im Sinne kritischer Dialektik über den Fall schreiben und haben es bereits getan. Für manche Medien, allen voran Der Spiegel, war Assange sogar ein Regenmacher gewesen, nachdem sie über die Kriegsverbrechen im Irak exklusives Material erhielten. Das war im Jahre 2010 gewesen, als Assange vom Hacker zum preisgekrönten Journalisten mutierte.

Fast ein Jahr später verlor er seine körperliche Bewegungsfreiheit, nachdem er Asyl in der ecuadorianischen Botschaft erhalten, was mit seiner heutigen Verhaftung endete. Die folgenden acht Jahre waren eine unendliche Geschichte, denn trotz seiner sehr stark eingeschränkten Bewegungsfreiheit, wurde auf dem Enthüllungsportal immer mehr Material hochgeladen. Inzwischen ist doch so viel Material drauf, das kein normales Menschenleben dafür ausreichen würde es zu sichten. Zur Auswertung dieses Material wurden immer wieder neue Software-Tools entwickelt, Big Data und Datenjournalismus lassen grüßen.

Für viele Kollegen steht Assange deswegen für Pressefreiheit und ist ein moderner Robin Hood oder Guy Fawkes, sucht es euch aus. Für Bildjournalisten wie Julian Röpcke oder Filip Piatov steht er allerdings nicht für die Freiheit, sondern für eine Marionette Putins und andere — aus ihrer Sicht — «Dikatoren». Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn beide mauserten sich in den letzten Jahren als Oberschreiberlinge für die ach so «freie westliche Welt» und klären mit ihren Ergüssen über angebliche Verbrechen Russland oder Syriens auf. Dabei greifen sie nicht auf validierte Dokumente zurück, sondern ziehen es vor auf getürktes Material zurückzugreifen, obwohl die Türkei inzwischen selbst für sie ein Schurkenstaat geworden ist.

Dass Assange längst selbst zum Täter wurde, hat er nie begriffen. Die Veröffentlichung gestohlener, geheimer, hochsensibler Daten war kein Dienst an der Freiheit, sondern ein Messer in ihren Rücken. Unzählige Menschen, die er in seinen Leaks bloßstellen ließ, mussten danach um ihre Sicherheit fürchten. Die Demokratie, die er angeblich verteidigen wollte, wurde von Wikileaks – instrumentalisiert oder angeleitet von der russischen Regierung – in die Krise gestürzt, schreibt der vaterlandslose Geselle Piatov im Springerblatt Bild und versucht damit zu begründen, Assange hat nie
der Freiheit gedient. 

Freiheit, speziell in der Presse, bedeutet für ihn und seine Kollegen für Unsinn und Chuzpen Geld zu verdienen. Doch was erwarten man noch von der Springer-Presse anderes.

https://twitter.com/marcelsardo/status/1116383911934930944

Dass es auch anders geht, beweist deren Münchner Kollege von der Alpen-Prawda Süddeutsche Zeitung. Und er hat Recht: Man kann zu Assange stehen wie man will, aber WikiLeaks und Assange standen stets im öffentlichen Interesse und waren immer ein Grund gewesen, über sie zu schreiben. Ob nun positiv, negativ oder einfach neutral und objektiv.

Alle oberen Blätter haben eines aber gemeinsam: Ein Symbol für Freiheit und Menschenrechte ist ein anderer, der sogar mehr oder weniger als Russe anzusehen ist. Die Rede ist von Michail Chodorkowski, der aus ihrer Sicht für «Lappalien» in Russland inhaftiert wurde und dort im Gefängnis schlecht behandelt wurde. Für dessen Freiheit setzte sich der inzwischen verstorbene Außenminister und Kalter Krieger Hans Dietrich Genscher ein. Das erste Foto zeigte beide in Berlin, wo er nach seiner Auslieferung aus Russland einen Zwischenstopp machte. Dass Chodorkowski auch im Visier der deutschen Ermittler stand, wurde damals ausgeblendet. Ihm werden verschiedene Wirtschatsdelikte in Deutschland und in Russland sogar Mord vorgeworfen. Aber sein Exilland Schweiz liefert ihn dafür nicht aus.

Menschenrechte, Rechtsstaat und Demokratie sind politische Kampfbegriffe, die zu verschiedenen Zeiten und an verschiedene unterschiedlich ausgelegt werden. Für den Westen gibt es all diese Dinge nicht in Russland. Dort herrscht nur Unrecht, Unterdrückung und Willkür, Mord und Totschlag nicht zu vergessen. Letzteres gibt es viel in Deutschland. Die vom Westen geförderte Migration forderte zahlreiche Todesopfer. Die Sicherheit und Freiheit scheint auch dahin zu sein, wenn Frauen mit Vergewaltigung und Mord rechnen müssen, wenn sie im Sommer durch den Park joggen. In großen Städten sollten Frauen ohnehin besser in ihren vier Wänden bleiben, wenn sie nicht wollen, dass ihnen was böses zustößt. Doch wer darüber lange schreibt, der ist selbst entweder «rechtsradikal» oder ein «Instrument der russischen Propaganda».

Und davon versteht Schreiberling Röpcke sehr viel, denn alles was sich irgendwie mit Russland verbinden lässt, ist böse und eine «Gefahr für die Freiheit und Demokratie» in diesem Land. Immerhin dürfen Frauen in Deutschland frei wählen, ob sie joggen gehen oder nicht. Wenn sie dann von einem Migranten vergewaltigt werden, sind sie selbst schuld. Zwar wird ihnen in westlichen Medien viel von kultureller Bereicherung erzählt, vor allem auch. Denn die fremden Wüstenkulturen lehren uns auch, dass Frauen als Freiwil gesehen werden, wenn sie eine kurze Hose tragen. Dafür muss man keine rechte Presse lesen, sondern ein Reiseführer für ein arabisches Land ist völlig ausreichend.

https://twitter.com/marcelsardo/status/1116383911934930944

Aber das alles hat mit Assange so viel zu tun, wie es mit dem Islam zu tun hat. Für Assange endet heute eine lange Zeit in Unfreiheit und die nächste Unfreiheit steht schon an. Wird er an die USA ausgeliefert und in einen Knast gesteckt, wie damals Chelsea Manning? Oder wird Trump sich ihn kurz vorknöpfen und sagen, «so what»?! Immerhin ist Assange aus Sicht der Springer-Presse daran schuld, dass er an er Präsident geworden ist. Denn sein Portal veröffentlichte im Präsidentschaftswhalkampf viele pikante Details über die Clinton-Mafia. Genau auch aus diesem Grund, wurde Trump am Ende doch noch Präsident, nachdem man bis in die Wahlnacht hinein sich so sicher war, dass Clinton das Rennen machen, trotz viele Enthüllungen von WikiLeaks, das angeblich von russischen Geheimdiensten instrumentalisiert wurde.