Im Jahre 2012 wurde Mohammed Mursi im Gefolge des sogenannten „Arabischen Frühlings“ erster demokratisch gewählter Präsident Ägyptens. Dieser Tage starb er überraschend – er wurde bereits nach einem Jahr im Zuge von Massenprotesten gestürzt und saß seither wegen verschiedener ihm angelasteter Vergehen in Haft.
Der türkische PräsidentRecep Tayyip Erdoğan , der über enge Beziehungen zu Mursi verfügte, hat nun Zweifel daran geäußert, daß der frühere ägyptische Präsident eines natürlichen Todes starb. Bei einer Trauerfeier für Mursi in einer Istanbuler Moschee sagte Erdogan, Mursi sei am Montag während einer Gerichtsverhandlung „zu Gott gegangen. Ob es ein normaler Gang war oder ob einige andere Umstände beteiligt waren, ist etwas, über das man nachdenken kann.“ Er fügte hinzu: „Ich glaube nicht, daß es ein normaler Tod war.“
Erdogan hatte Mursi nach seinem Tod als „Märtyrer“ gewürdigt und die „Tyrannen“ in Kairo für seinen Tod verantwortlich gemacht. Ankara hat praktisch alle Beziehungen zu Kairo abgebrochen, nachdem Mursi, der den Muslimbrüdern nahestand, vor sechs Jahren gestürzt worden war. Erdogan hat dem heutigen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi den Sturz Mursis sowie die gewaltsame Räumung eines Protestcamps der Muslimbrüder in Kairo nie verziehen. In einer Rede am Dienstag warf Erdogan dem Westen vor, „dem Sturz Mursis durch einen Putsch, seinem Leiden im Gefängnis und seinem Tod“ tatenlos zugesehen zu haben.
Mit seinen Zweifeln am Tod Mursis steht Erdogan nicht allein da. Das UN-Menschenrechtsbüro verlangte nach seinem Tod eine Untersuchung der Umstände. „Auf jeden plötzlichen Tod in Gewahrsam muß eine prompte, unparteiische, gründliche und transparente Untersuchung durch unabhängige Stellen erfolgen, um die Todesursache zu klären“, sagte Rupert Colville, Sprecher der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte.
Die ägyptische staatliche Nachrichtenseite „Al-Ahram“ meldete unter Berufung auf medizinische Kreise, der Ex-Präsident habe einen Herzinfarkt erlitten. (Zuerst!)