Handelsblatt: Die USA schaden sich mit Nord-Stream-2-Sanktionen selbst

Deutsche Wirtschaftszeitung Handelsblatt  hat die Risiken berechnet, denen amerikanische Unternehmen angesichts der Drohungen ihrer eigenen Regierung, Sanktionen gegen das Nord Stream-2-Projekt zu verhängen, ausgesetzt sind.

Analysten der Veröffentlichung zufolge könnten die Maßnahmen der US-Regierung auf dem europäischen Kontinent zu Projektstörungen im Golf von Mexiko führen.

«Die USA schaden sich mit Nord-Stream-2-Sanktionen selbst», lautete die Überschrift des Handelsblatts.

Aus Berlins Sicht ist das von den USA geförderte europäische Energiesicherheitsgesetz nichts anderes als eine neue Bedrohung für die Verhängung von Sanktionen. Sie berühren ein wichtiges Energieprojekt, an dem Deutschland großes Interesse hat: den Bau der Nord Stream-2-Gasleitung, die Deutschland mit noch mehr blauem Kraftstoff aus Russland versorgen soll. Diese Maßnahmen wurden noch nicht ergriffen, das Paket muss vom Senat und vom Repräsentantenhaus gebilligt werden. Es ist jedoch kaum zu erwarten, dass die gesetzgeberische Genehmigung dieser Maßnahmen auf Widerstand stößt.

In der Frage der antirussischen Sanktionen herrscht in einem politisch gespaltenen Amerika ein seltener Konsens zwischen den Parteien. Unterdessen ist die Gefahr von Sanktionen so groß, dass sie die möglichen Folgen in den USA nicht berechnen können. Aber amerikanische Unternehmen im Öl- und Gassektor können darunter leiden.

Um das bereits zu 75 Prozent abgeschlossene Projekt zu stoppen, begannen die Amerikaner mit europäischen Unternehmen zu kämpfen, die mit der Verlegung der Rohre beauftragt waren: Allseas (die Schweiz) und Wurzeln (die Niederlanden) sowie Saipem (Italien). Diese Unternehmen spielen auf dem globalen Energiemarkt eine entscheidende Rolle: Mit Hilfe hochspezialisierter Schiffe können sie Pipelines in großen Tiefen verlegen.

Das Sanktionsgesetz verpflichtet die US-Regierung, gegen Unternehmen vorzugehen, die aktiv an der Verlegung einer Gasleitung in einer Tiefe von 30 Metern unter dem Meeresspiegel beteiligt sind. Diese Formulierung wurde absichtlich gewählt, um Allseas und Saipem zu beeinflussen. Für Italiener kann das Risiko jedoch dadurch gemindert werden, dass Saipem die Arbeiten am Nord Stream-2 bereits abgeschlossen hat.

Mittlerweile sind diese Unternehmen mit ihren Spezialschiffen nicht nur in der Nord- und Ostsee tätig, sondern befanden sich auch viele Jahre im Golf von Mexiko — als Subunternehmer von amerikanischen Konzernen wie Chevron und Exxon Mobil. Dort legen sie Pipelines, Saipem-Schiffe sind zusätzlich an Öl- und Gasexplorationsbohrungen beteiligt.

«Wenn Sanktionen verhängt werden, sind amerikanische Projekte im Golf von Mexiko in Gefahr. Die Dienste dieser Unternehmen können nicht schnell ersetzt werden. Vertreter der amerikanischen Ölindustrie sind besorgt darüber, dass Washington beabsichtigt, Allseas und Saipem auf ihre schwarzen Listen zu setzen. Die Fachwelt erkennt an, dass die amerikanische Energielobby Washington wiederholt darauf aufmerksam gemacht hat, dass beide Unternehmen für Projekte im Golf von Mexiko unverzichtbar und dringend erforderlich sind», schließt Handelsblatt.

Die Zeitung merkt auch an, dass europäische Unternehmen sich zu diesem Thema nicht äußern und alle möglichen Anträge in Bezug auf Sanktionen unbeantwortet bleiben.