Russisches Verteidigungsministerium erhebt Zweifel daran, ob US-Truppen IS-Führer al-Bagdadi tatsächlich getötet haben

Für das russische Verteidiungsministerium gibt es keine glaubwürdigen Belege dafür, dass die US-Truppen in Syrien den IS*-Anführer al-Bagdadi getötet haben.

Bereits etliche Male wurde über Tötung des IS-Anführers Abu Bakr al-Bagdadi seit etwa 2017 berichtet, weswegen es schon nachvollziehbar ist, dass man im Russischen Verteidigungsministerium seine Zweifel hat. Vor allem deshalb, weil es im zeitlichen Zusammenhang mit dem Rückzug der US-Truppen in Syrien zusammenhängt.

«Er starb winselnd, weinend und schreiend», sagte der US-amerikanische Präsident gegenüber der Weltöffentlichkeit.

Der Körper des ISIS-Chefs „war größtenteils zerfetzt“, so Trump. „Da war nicht mehr viel übrig.“ Trotzdem sei er vor Ort durch einen DNA-Test überführt worden. „Unsere Leute sind so genial, die hatten seine DNA dabei, haben das so direkt dort bestätigen können“, schilderte Trump die Bestätigung, dass es sich um den berüchtigten Terrorboss handelt.

Zugegeben, eine schon etwas merkwürdige Geschichte, die in Moskau so nicht zu überzeugen vermag. Es gibt keine glaubwürdigen Daten, die belegen könnten, dass ein erfolgreicher amerikanischer Überfall gegen Abu Bakr al-Bagdadi stattgefunden hat, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Die US-Koalition hat in letzter Zeit nicht einmal Luftangriffe in Idlib durchgeführt.

Zuvor hatte Trump im Weißen Haus eine seltene Sonntagsrede gehalten, in der er der Welt mitteilte, dass al-Baghdadi im Nordwesten Syriens bei einem „gewagten nächtlichen Überfall“ unter Beteiligung von US-Spezialeinheiten, Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen eliminiert wurde. Der Führer des Islamischen Staates (IS, ehemals ISIS) habe sein Ende «Weinen und Schreien» angesichts der Macht der Amerikaner erlebt, sagte er.

Das russische Verteidigungsministerium bestand jedoch darauf, dass „berechtigte Fragen und Zweifel an der Tatsache [der US-Operation] und insbesondere an ihrem Erfolg bestanden“.

Moskau wies darauf hin, dass es am Samstag, als die Razzia stattfand, keine Luftangriffe der US-Koalition im Raum Idlib im Nordwesten Syriens verzeichnete.

Man wies auch Trumps Behauptungen zurück, dass russische Streitkräfte den von ihm kontrollierten Luftraum in Syrien für amerikanische Flugzeuge geöffnet hätten, um die Operation gegen den IS-Führer zu erleichtern.

Das Ministerium bezweifelte die Möglichkeit der Anwesenheit von al-Baghdadi in Idlib, da das Gebiet von Al-Kaida-Ablegern, Dschabhat al-Nusra, gehalten wird, die schon immer Todfeinde des islamischen Staates waren.

Moskau stellte fest, dass der Islamische Staat in Syrien Anfang 2018 in einer gemeinsamen Anstrengung der Regierung in Damaskus und der russischen Streitkräfte zerschlagen wurde, was bedeutet, dass ein weiterer Bericht über den Tod von al-Baghdadi „keine Auswirkungen auf die operative Situation in Syrien oder auf die Aktionen hat der verbleibenden Terroristen in Idlib. »

Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly stellte auch die Bedeutung der behaupteten US-Errungenschaft in Frage und wies darauf hin, dass die Razzia nur «einen vorzeitigen Ruhestand für einen Terroristen [al-Baghdadi], aber nicht für seine Organisation» bedeutete.

*Islamischer Staat (ISIS, IS, Daesh) und Al-Kaida sind in Russland als Terrororganisation verboten.