Im Angesicht des Verbrechens: Wie westliche Medien Putin einen Mord in die Schuhe schieben wollen

Es liegen zwar Indizien vor, der Verdacht wurde längst geschürt. Doch die Hintergründe in einem Mordfall sind mangels an Beweisen und berechtigten Zweifeln nicht vollständig aufgeklärt. Dennoch schaffen es die deutschen Leitmedien zusammen mit dem Außenministerium eine Staatsaffäre zu provozieren, die kurz vor dem Treffen zwischen Putin und Merkel ins Rollen kommt. Parallelen zum Skripal-Fall sind in Berichterstattung und Reaktion erkennbar. Aber auch zu einem neun Jahre alten Krimi, der im Deutschen Fernsehen sehr erfolgreich war.

 

 

Der Mord an einem Flüchtling im Berliner Tiergarten im vergangenen August sorgt für diplomatische Verstimmungen zwischen Deutschland und Russland. Berliner Regierungskreise und Medien sehen Moskau als Auftraggeber. Nachdem die Generalbundesanwaltschaft die Ermittlungen im Mordfall Zelimkhan Khangoshvili gestern offiziell übernommen hat, wies das Auswärtige Amt heute zwei Mitarbeiter der russischen Botschaft aus. Moskau kündigte Gegenmaßnahmen an.

Der Mord am Tschetschenen mit georgischem Pass ereignete sich am 23. August 2019. Der in Deutschland lebende Flüchtling Khangoshvili am hellichten Tag in einem kleinen Park in Berlin-Moabit von einem Radfahrer erschossen. Kaltblütig und heimtückisch von hinten einfach abgeknallt. Die Herkunft des Opfers und des vermutlichen Täters, ein Russe, ist quasi eine Steilvorlage für die üblichen westlichen Leitmedien. Natürlich nicht für einen Mafia-Krimi, wo sich osteuropäische Gangs gegenseitig bekriegen.

Nein, es ist eine Steilvorlage für einen westlichen Agenten-Thriller, wo der böse Kreml den Mord in Auftrag gegeben hat. An diesem Thriller, der nach aktueller Beweislage allemal Fiktion ist, arbeiten die Autoren der öffentlich-rechtlichen Anstalten Norddeutscher Rundfunk (NDR), Westdeutscher Rundfunk (WDR) und der Süddeutschen Zeitung. Dieses Recherchenetzwerk spielte immer wieder dann eine Rolle, wenn es darum geht, mit ihren «Rechercheergebnissen» Moskau eines Verbrechens zu überführen. Damals wie heute streitet Moskau jede Beteiligung an diesem Mord ab.

Monatelang war es relativ still um diesen Mord, bis man nach monatelanger Recherche eine Spur nach Moskau konstruierte. Vieles erinnert hier an den den Fall um Ex-Spion, Sergej Skripal, der Anfang März 2018 nach westlichem Narrativ im Auftrag des Kremls zusammen mit seiner Tochter mit einem Nervengift vergiftet wurde. Auch damals agierten westliche Medien unter Berufung auf westliche Recherchenetzwerke wie Belllingcat schnell Moskau die Schuld gegeben.

Sowohl im Skripal-Fall als auch im Berliner Mord, soll der russische Militärnachrichtendienst GRU der Drahtzieher gewesen sein. Anders als im Skripal-Fall, konnte man eine verdächtige Person festnehmen, die — wie kann es auch anders  sein — für den GRU tätig ist.

«Nach Informationen von NDR, WDR und «Süddeutscher Zeitung» handelt es sich bei den ausgewiesenen Botschaftsmitarbeitern um zwei Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes GRU», schreibt tageschau.de. In der Zwischenüberschrift des Meldung schreibt man vorsichtig noch «offenbar Mitarbeiter des GRU», da bis dato diese Information nicht zweifelsfrei verifiziert wurde. Moskau bestreitet jeden Zusammenhang mit der Tag.

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen dem Skripal-Fall und dem Berliner Mord ist die Reaktion des Außenministerium. Es wurden zwei Mitarbeiter der russischen Botschafter ausgewiesen, weil Moskau nicht genug zur Aufklärung des Sachverhaltes beigetragen hat. Gestern hieß es von Moskauer Seite noch, dass man das Bundesamt für Verfassungsschutz nach Moskau eingeladen habe, um deutlich zu machen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Moskau und seinen Nachrichtendiensten und Erschießung des Ex-Tschetschenien-Kämpfers gegeben hat.

Gestern schrieben Medien wie Spiegel Online und Bild, dass das Opfer in Deutschland seinen Anspruch auf Asyl damit begründete, dass er in Russland um sein Leben fürchten müsse. Laut Medienberichten kämpfte er im Tschetschenien-Krieg gegen die Russen und soll bis heute bei russischen Sicherheitsdiensten als Terrorist eingestuft worden sein. In Deutschland wird er inzwischen nicht mehr als Terrorist geführt. Wohl bemerkt, nicht mehr.

Ob diese Einschätzung der Deutschen Sicherheitsdienste nun richtig oder falsch war, kann mangels näherer Begründung hier nicht entschieden werden. Nachdem gestern die Generalbundesanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen hat, lassen westliche Medien kein Indiz aus, um durch die öffentliche Berichterstattung den Verdacht weiter nach Moskau zu lenken und halten an den bereits im August erhobenen Beschuldigungen fest.

Was wissen die Medien über den mutmaßlichen Killer? Der Online-Auftritt der Bild-Zeitung zitiert folgendes zu Sokolow alias Vadim K. und beruft sich dabei auf die Generalbundesanwaltschaft.

Zu Vadim K. existierte eine russische Fahndungsmitteilung, die am 7. Juli 2015 gelöscht wurde. Diese Person wurde von den russischen Behörden wegen eines in Moskau verübten Mordes gesucht. Die Person Vadim S. trat erstmals in einem am 3. September 2015 ausgestellten russischen Inlandsreisepass in Erscheinung. Dessen Ausstellung erfolgte damit nicht einmal zwei Monate nach der am 7. Juli 2015 erfolgten Löschung der Fahndungsmitteilung“, heißt es in dem Bericht.

Die oberste Justizbehörde, die unabhängig und in alle Richtungen ermitteln soll, hat nach Angaben von Bild folgendes geschrieben. „Es bestehen zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür, dass die Tötung von Tornike K. entweder im Auftrag von staatlichen Stellen der Russischen Föderation oder solchen der Autonomen Tschetschenischen Republik als Teil der Russischen Föderation erfolgt ist.“

Fassen wir zusammen: In Moskau stand der mutmaßliche Täter bereits vor vier Jahren unter Mordverdacht. Danach wurde sein Name geändert und die Mordermittlungen wurden eingestellt. Anhaltspunkte, dass entweder Moskau oder Grozny den Mordauftrag erteilt haben können gibt es. Man hat einen mutmaßlichen Täter, der in Moskau polizeilich bekannt war und sich in Paris und Berlin kurz aufhalten wollte und jetzt unter Mordverdacht steht.

Die Fotos von Vadim K. oder Sokolow erinnern ein wenig an die ARD-Krimiserie «Im Angesicht des Vebrechens», wo tatsächlich ein Sokolow im Millieu der in Berlin agierenden «Russen-Mafia» einen anderen Osteuropäer tötet. Allerdings nicht im Auftrag des Kremls. Das wäre vor acht Jahren in Deutschland noch zu viel der Phantasie für einen Krimi-Autor. Doch heute sind den Krimi-Autoren und Agenten-Thriller-Fans in westlichen Schreibstuben keine Grenzen gesetzt.

Sogenannte «Investigativ-Journalisten» und Chefredakteure übernehmen heute mehr und mehr die Ermittlungen in brisanten Mordfällen. Polizei und Staatsanwaltschaft sind auf die tendenziösen Enthüllungen von solchen Journallisten angewiesen. Jedenfalls reicht die Verbreitung des Verdachtes, Moskau stecke hinter diesen Mord, aus, um die Ermittlungen in Richtung russische Regierung zu lenken. Ein Mord in kriminellen Asylanten-Kreisen aus Osteuropa wäre auch wirklich zu banal.

Und selbst wenn sich am Ende zweifelsfrei herausstellt, dass weder der Kreml, noch die Geheimdienste in der Mordsache involviert waren, so haben die Berichte kurz vor dem Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Putin zumindest im Vorfeld des Treffens für Verstimmungen gesorgt.

Bis dahin ein sehr gutes Timing der westlichen Medien, um Moskau in aller Deutlichkeit in die Schuhe zu schieben. Denn wenn sich die Beweise bis jetzt nicht weiter verdichten sollen, dann wäre jetzt die letzte Gelegenheit gewesen, aus einem Mord im Berliner Park eine deutsch-russische Staatsaffäre anzuzetteln, wo man bereits auf Fehler seitens Moskau hofft. Wobei es fast egal ist, wie Moskau reagiert. Man wird im Drehbuch bereits niedergeschrieben haben, wie man aus einer symetrischen Reaktion einen Strick drehen kann.

Der Fall wirft noch weitere Fragen auf: Investigativ-Journalistin Dilyana Gaythandzieva fragt sich, weshalb ein Dschihdist wie das Mordopfer in Deutschland Asyl erhalten kann. Weiß der Steuerzahler, dass ihre Regierung Terroristen mittels falscher Identität schützen will? Das untere Foto zeigt Khangoshvili in Uniform vor einer Flagge mit einer islamischen Kalligraphie.

https://twitter.com/dgaytandzhieva/status/1202251528632975361?s=20

 

 

 

 

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