Leiter der Jahn-Behörde fordert für Absolventen der MfS-Hochschule den Zusatz «Doktor der Stasi»

Wer seine Doktorarbeit damals an der geheimen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) geschrieben hat, soll auf Vorschlag des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen seinen akademischen Titel mit dem Zusatz «Stasi» führen.

Roland Jahn war in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ein Regimegegner, der heute Leiter der Stasiunterlagenbehörde (BStU) ist. Gegenüber der Deutschen Presse Agentur teilte nun mit, wie er als Behördenleiter  mit seinen ehemaligen Gegnern verfahren will.

Der Journalist hat dieses Amt seit 2011 inne und will nun im Hinblick auf 485 ehemalige Doktoranden Transparenz schaffen, weil ihr akademischer Titel aufgrund des Einigungsvertrages nicht aberkannt wurde. Deswegen soll nun kenntlich gemacht werden, dass ihre 174 wissenschaftliche Arbeiten Forschungsgegenstand im Auftrag des Geheimdienstes der DDR war. Ein «Doktor der Stasi», «Dr. (Stasi) oder «Stasi-Doktor» sozusagen.

Laut Jahn befassten sich die Arbeiten mit «Zersetzung», «Oppositionsbekämpfung»  oder mit «Anleitungen zu Menschenrechtsverletzungen», die teilweise aufgrund von Gruppenarbeiten im Gegensatz zu den heutigen Promotionsordnungen im Widerspruch stehen.

«Das waren Anleitungen zur Verletzung der Menschenrechte.» Das sei nicht akzeptabel und müsse jetzt politisch angegangen und hinterfragt werden, sagte Jahn gegenüber der Nachrichtenagentur.

Wie oben angeführt, geht es um 174 Arbeiten, die von 485 promovierenden Studenten der Stasi-Hochschule verfasst wurden.

Teilweise sollen bis zu zehn Doktoranden an einer Promotion geschrieben haben. Zudem sei die geheime Hochschule laut dem ehemaligen Stasi-Gegner und Bürgerrechtler ein ideologischer Apparat gewesen, der auf dem Marxismus-Leninismus basierte.

Die Doktoranden erhielten zudem eine militärische Ausbildung und hätten Sport als Pflichtfach.

Das Fach «Bearbeitung operativer Vorgänge», das auch Prüfungsgegenstand auf der besagten Hochschule war, wurde zur Tarnung etwa mit «System der Rechtspflege der DDR» umetikettiert.

Die Absolventen firmierten als «Diplom-Jurist».

Das Jahn-Behörde hat deswegen entsprechende Arbeiten online gestellt. Es gehe nicht darum, Menschen bis in alle Ewigkeit abzustempeln und zu verdammen. Vielmehr stelle sich die Frage, wie der Betroffene mit seiner Stasi-Vergangenheit umgegangen sei , betonte Jahn.

Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), verkürzend nach den amtierenden Bundesbeauftragten auch Gauck-, Birthler- bzw. Jahn-Behörde genannt, verwaltet und erforscht die Akten und Dokumente des Ministeriums für Staatssicherheit (kurz MfS oder „Stasi“) der DDR. Die Amtszeit des Behördenleiters beträgt fünf Jahre.

Er wird vom Deutschen Bundestag gewählt, eine weitere Wiederwahl ist möglich. Jahn wurde am 9. Juni 2016 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Seine Amtszeit endet demnach im Juni 2020.