Weniger Tage bevor in Berlin der Friedensprozess in Libyen auf Regierungsebene besprochen wird, reiste der deutsche Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nach Bengazi.
Der libyische General Khalifa Haftar lehnte erst diese Woche in Moskau an, einen Waffenstillstand zu unterzeichnen. Der selbsternannte Feldmarschall steht mit seiner Libyschen Nationalarmee vor den Toren der Hauptstadt Tripolis, der letzten Bastion der Regierung des Nationalen Übereinkommens, die nach dem Sturz Gaddafis etabliert wurde und international unterstützt wurde. Nun trifft sich Maas drei Tage vor dem Berlin-Gipfel mit dem abtrünnigen General, der nahezu fast das ganze Küstengebiet sowie den restlichen Teil des Landes kontrolliert.
Dort versucht Maas weiter den General, der auch als «Warlord» oder «Putins Wüstenfuchs» bereits tituliert wurde, zu einem Waffenstillstand zu bewegen.
Nachdem Haftar die Unterstützung von Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russlands, wohl aber auch die von Frankreich und den USA für sich gewinnen konnte, dürfte es die schwierigste Aufgabe sein, einen Kompromiss mit der Türkei zu finden, die an der Regierung in Tripolis weiter festhält und sogar eine militärische Intervention in Erwägung zieht. Sollten die Haftar-Truppen also weiter vorrücken, könnte die Türkei seine militärischen Drohungen in die Tat umsetzen und für einen Flächenbrand sorgen.
Flüchtlingswellen, die wie 2015 ihren Höhepunkt erreicht haben, könnten wieder hochkommen, denn die meisten afrikanischen Flüchtlinge kommen über das Mittelmeer nach Europa. Der libysche General könnte dieser Flüchtlingsroute ein Ende setzen.