Militär: Ist die Bundeswehr für die Kriege der Zukunft gewappnet?

Die Bundeswehr wappnet sich für den Cyber-Krieg. Dafür wurde ein neues Kommando Cyber- und Informationsraum geschaffen.

Der Informationsraum ist nach den deutschen Lehrdokumenten zur Definition der nationalen Verteidigungspolitik ein neues Medium für die Durchführung militärischer Operationen. Um Stellen zu bilden, die in der Lage sind, Verteidigungs- und Offensivoperationen im elektromagnetischen Spektrum effektiv durchzuführen, hat das Bundeswehrkommando 2017 begonnen, eine neue gemeinsame Komponente der Streitkräfte zu schaffen — den Cyber- und Informationsdomänendienst (CIDS). (Deutsch: Cyber- und Informationsraum; CIR).

Verbandsabzeichen Kommado Cyber- und Informationsraum

Vorab: Viele Bereiche innerhalb der Elektronischen Kampfführung und Strategischen Aufklärung innerhalb der Bundeswehr werden nicht geheimdienstliche beziehungsweise nachrichtendienstliche Tätigkeit geführt, gleichwohl aber laufen operative Tätigkeiten unter Geheimhaltung.

Hierfür wurden nun die Strukturen neu geschaffen, was aber auch teilweise für Kritik sorgte. Laut einem nicht-öffentlichen Bericht geriet dabei das «Cyber Innovations Hub» beispielsweise in die Kritik. Spielkonsolen und ein professioneller Kaffe-Vollautomat haben Kosten in Höhe von fast 30.000 Euro gekostet.

Ziel dieses Projekt war es gewesen, einen aus dem System herausgelösten Zirkel kreativer Köpfe mit genüg Freiheit auszustatten, um kreativer agieren zu können. Dies habe sich beispielsweise auch in der freien Wirtschaft bewährt. Doch das ist nur ein Teil der neuen Cyber-Strategie der Bundeswehr.

Ursprünglich sollte das CIDS ausschließlich mit der Gewährleistung der nationalen Cybersicherheit, dem Schutz staatlicher Informationsressourcen und kritischer Infrastrukturen vor unbefugtem elektromagnetischem Eindringen beauftragt werden. Bei der Entwicklung der Komponente und der Verfeinerung der Aufgabenliste wurden die mit technischen Mitteln für die Intelligenz zuständigen Einheiten sowie EW, die früher Teil der gemeinsamen Unterstützungskräfte waren, auf die gemeinsamen Unterstützungskräfte übertragen.

 

Die folgenden Aufgaben sind derzeit den CIDS zugewiesen:

— Schutz der Informationsressourcen der Bunderswehr;

— Extrahieren und Analysieren von Informationen über einen möglichen Feind;

— Durchführung defensiver und offensiver Aktivitäten im Cyberspace mit dem Ziel, Regierungs- und Militärbehörden sowie die kritische Infrastruktur der gegnerischen Seite zu schädigen;

— Organisation und Durchführung von informativen und psychologischen Operationen;

— technische Intelligenz und elektronische Kriegsführung;- Verwaltung untergeordneter Einheiten und Aufrechterhaltung ihrer Einsatzbereitschaft für Aufgaben;

— Personalschulung, Personalmanagement;

— behördenübergreifende sowie internationale Zusammenarbeit in Fragen der Cybersicherheit.

 

 

Ein Inspektor leitet die Truppe. Die Personalkategorie ist Generalleutnant. Ihr Arbeitsgremium ist das entsprechende Generalkommando mit Sitz in Bonn. Die Gesamtzahl der CIDS-Mitarbeiter beträgt ca. 10 000 Personen. Der Abschluss der Organisations- und Personalvereinbarungen sowie der vollen operativen Leistungsfähigkeit des CIDS ist für 2021 geplant.

Das CIDS verfügt über zwei Befehle: Strategische Aufklärung, Kommunikation und Informationstechnologie sowie ein Geoinformations-Unterstützungszentrum der Bundeswehr.

Das Kommando Strategische Aufklärung (SIC) in Grafschaft-Gelsdorf ist das Fähigkeitskommando der Bundeswehr für das Militärische Nachrichtenwesen.

Das Kommando Strategische Aufklärung plant Kampfhandlungen im Cyberspace, organisiert radioelektronische und weltraumgestützte spezifische Aufklärung, EW sowie Informationen und psychologische Auswirkungen auf den Feind und ist für die Kartierung der Unterstützung der Streitkräfte verantwortlich. Die Kommandozentrale befindet sich in Grafshaft. Die Stabskategorie des Kommandanten ist Generalmajor.

Diese Aufgaben werden in der Praxis von den vier SIC-Zentren ausgeführt: Cyber-Operationen, Informations- und psychologische Operationen, Weltraumintelligenz, Radio Electronic Situation Assessment und vier Bataillone für Wellenüberwachung (Radio) und elektronische Kampfführung.

Darüber hinaus berichtet das Kommando Strategische  an das Radio Engineering Research Center und die Strategic Intelligence School.

Das Kommando Strategische Aufklärung (Command Strategic Intelligence) untersteht dem CIDS Inspector, während das Operational Command dem Leiter der Aufklärungsabteilung  des Bundesministeriums der Verteidigung Bericht erstattet.

Das Cyber ​​Center plant, defensive und offensive Operationen im Cyberraum vorzubereiten und durchzuführen.

Darüber hinaus werden die Spezialisten des Zentrums eingesetzt, um computergestützte Aufklärung durchzuführen, indem sie geschützte Informationsressourcen der Gegenseite durchdringen und automatisierte Steuerungssysteme stören.

Das Zentrum für Information und psychologische Operationen ist verantwortlich für die Planung, Organisation und direkte Verwaltung von psychologischen Operationen im Ausland sowie für die Produktion von Werbematerial (Rundfunkberichte, Druck-, Foto- und Videoprodukte). Zu diesem Zweck verfügt es über eine stationäre Druckerei sowie Rundfunk- und Fernsehsender.

Das Raumüberwachungszentrum (Space Intelligence Center) verarbeitet Daten von nationalen militärischen Geheimdiensten sowie von verschiedenen kommerziellen Fernerkundungssatellitensystemen.

Das Peacetime Electronic Assessment Center soll die Aktivitäten der ESM- und EW-Bataillone planen und koordinieren sowie die von ihnen bereitgestellten Daten analysieren und zusammenfassen, um die Aktivitäten der deutschen Streitkräfte in Krisenregionen von Deutschland zu unterstützen die Welt.

Bataillone für elektronische Intelligenz und elektronische Kriegsführung führen die Aufklärung der elektronischen Umgebung mit technischen Mitteln im Verantwortungsbereich durch und führen praktische EW-Maßnahmen durch. Die Bataillone haben die gleiche Struktur (Management, zwei ESM-Unternehmen, ein EW-Unternehmen). Sie sind mit mobilen Intelligenz- und EW-Systemen ausgestattet.

Das Forschungs- und Entwicklungszentrum für Funktechnik befasst sich mit militärisch angewandter Forschung auf dem Gebiet der Industrie und überwacht spezielle Geräteentwicklungsprogramme.

Die Schule für Strategische Aufklärung bildet Spezialisten für Radio-Überwachung aus. Die Schule für Strategische Aufklärung der Bundeswehr wurde am 15. Januar 2003 im Stützpunkt Flensburg-Mürwik in Dienst gestellt.

Das Kommando für Kommunikation und Informationstechnologie soll die zentrale Verwaltung der Formationen der Streitkräfte und der gemeinsamen Komponenten organisieren, um die Funktionsweise der automatischen Steuerungssysteme (ACS) und der Kommunikationsmittel der Bunderswehr sicherzustellen. Die Kommandozentrale befindet sich in Rheinbach. Die Stabskategorie des Kommandanten ist Generalmajor.

Die Struktur umfasst drei Zentren: Cybersicherheit, Betrieb von Informationstechnologiesystemen und Software-Expertise; die deutsche Komponente des 1. NATO-Kommunikationsbataillons; sechs Bataillone der Informationstechnologie (Management und Kommunikation); und die Ausbildungsschule für Informationstechnologie der Bundeswehr.

Das Zentrum für Cybersicherheit (Cyber ​​Security Center)ist verantwortlich für die proaktive Identifizierung und Unterdrückung von Cyber-Bedrohungen für die Informationsressourcen der Bundeswehr, automatisierte Truppen- und Waffenkontrollsysteme und das ununterbrochene Funktionieren der Computernetzwerke der Militärverwaltungen.

Das Operationszentrum für Informationstechnologiesysteme soll die technische Bereitschaft der Informations- und Telekommunikationssysteme der Bundeswehr planen, bereitstellen, betreiben, überwachen und wiederherstellen.

Das Software Expertise Center befasst sich mit der Bewertung, Prüfung und Zertifizierung der Hardware und Software der Bundeswehr durch Experten. Derzeit werden Maßnahmen ergriffen, um das Personal des Zentrums auf die vorgeschriebenen Standards zu bringen.

Die deutsche Komponente des 1. NATO-Verbindungsbataillons hat die Aufgabe, den gemeinsamen Streitkräften des Blocks alle Arten von Kommunikation, Zugang zu lokalen und globalen Informationsnetzen, Organisation von Videokonferenzen während Kampfeinsätzen sowie Einsatz- und Kampftrainingsaktivitäten zur Verfügung zu stellen.

Die Informationstechnologie-Bataillone sollen die Kommunikation organisieren und den Betrieb des Computersteuerungssystems der Bundeswehr im Rahmen der täglichen und friedenserhaltenden Kampfhandlungen im In- und Ausland aufrechterhalten.

Die Ausbildungsschule für Informationstechnologie der Bundeswehr bietet Aus- und Weiterbildung für die Arbeit in den CIDS-Strukturen.

Das Geoinformations-Unterstützungszentrum der Bundeswehr setzt die Konzepte von Kampfhandlungen in einem einzigen Informationsraum um. Eine seiner Prioritäten ist die Versorgung der Bundeswehr sowie der nationalen Militärkontingente außerhalb Deutschlands mit aktuellen Geodaten (Wetterberichte, topografische Karten usw.).

Zu diesem Zweck führt das Zentrum Forschungsarbeiten in folgenden Disziplinen durch: Biologie, Fernerkundung, Geodäsie, Geoinformatik, Geologie, Geophysik, Geopolitik, Hydroakustik, Hydrographie, Hydrologie, Kartographie, Klimatologie, Meteorologie, Ökologie, Ozeanographie und Photogrammetrie.

So ist die Bundeswehr nun mit Einheiten ausgestattet, die in der Lage sind, Verteidigungs- und Offensivoperationen im Cyberraum sowie Geheimdienst- und andere Unterstützungsaufgaben für die nationalen Streitkräfte effektiv durchzuführen. Die vorrangigen Aufgaben des CIDS-Befehls sind: Ausarbeitung der Konzepte für den Kampfeinsatz der untergeordneten Kräfte und Mittel; Festlegung des normativen und rechtlichen Rahmens für die Reihenfolge ihrer Verwendung; Ausstattung mit moderner Hard- und Software sowie Vervollständigung des Kommandopersonals mit qualifiziertem Personal.

Unter Bezugnahme eines Artikels von Oberst A. Bobrov; Ursprünglich erschienen bei Foreign Military Review, s