Wie westliche Medien versuchen, den Einsatz des russischen Militärs in Bergamo zu diskreditieren

Der russische Militäreinsatz in Italien zur Unterstützung im Kampf gegen die Corona-Krise sorgte im pro-westlichen Lager für Unmut. Nun versuchen westliche Medien den Einsatz unter Bezugnahme von bedenklichen Quellen und verdrehten Fakten den Einsatz zu diskreditieren. Dabei scheut man sich auch nicht, die angeblichen Kreml-Verbindungen zu deutschen oder italienischen Rechtspopulisten wieder mal in den öffentlichen Diskurs zu werfen.

Das russische Militär ist inzwischen im Einsatz in Bergamo (Norditalien), also dort wo sich das Virus am stärksten ausbreitet und die Welt von den Bildern aus der Stadt in der vergangenen Woche zutiefst schockiert wurde. Damals rückte das italienische Militär aus, um die Leichen von Corona-Opfern aus den Krankenhäusern zu fahren. Mahnende Bilder für die anderen westlichen Industrienationen, aber auch für Russland, das nun mit Ärzten, Sanitätern und anderen Spezialisten helfen will, die Krise in Norditalien, dem Epizentrum, einzudämmen.

Videos von Kamaz-Lastwagen die sich auf den Weg nach Norditalien machten, gingen um die Welt. Aber nicht nur Russland, sondern auch China und Kuba haben Teams nach Italien geschickt, die lokale Behörden und das Militär vor Ort bei der Bewältigung des Ausnahmnezustandes mit Rat und Tat zur Seite steht. Deutschland sicherte ebenfalls seine Hilfe zu, indem Patienten aus Italien in sächsische Kliniken gebracht wurden. Die Bundeswehr wurde allerdings noch nicht nach Italien geschickt.

Letzten Samstag einigten sich Russlands Präsident Wladimir Putin und der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte darauf, dass das russische Militär in Italien Hilfe leisten wird. Bereits vor der Landung auf der Luftwaffenbasis Pratica di Mare gab es Berichte, wonach Polen den Luftraum für den Überflug der russischen Iluschins gesperrt haben soll. Warschau dementierte.

Die Bild-Zeitung, die sich gerade eine Informationsschlacht mit dem russischen Staatssender RT Deutsch abhält, behauptet heute, der russische Einsatz in Italien sei eine reine Propaganda-Veranstaltung des Kremls. „Russland nutzt die Lkw nur, um seine Fahnen zu schwingen“, behauptet ein italienischer Ex-Offizier gegenüber dem Blatt.

Zudem sei das mitgebrachte Material aus Russland völlig «nutzlos», wie Bild-Repoert Julian Röpcke resümiert. Doch wie nützlich der Einsatz in Italien am Ende tatsächlich ist, wird sich noch zeigen. Der Einsatz der russischen Teams in der Lombardei soll offiziell erst morgen beginnen.  Aber die Tatsache, dass der Einsatz bereits im Vorfeld der Krise diskreditiert wird, ist für das Springer-Medium nicht untypisch. Ob man nachträglich den Anti-Russland-Artikel noch ändern wird, bleibt durchaus fraglich.

„Vor allem werden russische Ärzte- und Pflegeteams bei der Behandlung der Kranken eingesetzt, die sich in 65 örtlichen Wohnheimen aufhalten, welche die Ortsbehörden für die Isolation älterer Coronavirus-Infizierter und für die Hilfeleistung an sie ausgestattet haben“, heißt es in einer Mitteilung aus dem russischen Verteidigungsministerium.

Von einem bloßen «Fahnenschwingen» zu sprechen, ist also recht voreilig. Die Behauptung, die mitgebrachten Güter wie Feldbetten oder anderes Material seien «nutzlos», ziemlich vermessen. Die grundsätzliche Berichterstattung über Norditalien im Zuge der Coronavirus-Pandemie und die überwiegend positive Zustimmung der Bevölkerung über den russischen Einsatz in Italien, zeichnet eher ein anderes Bild. Offenbar ist man in Norditalien über jede Hilfe dankbar, egal aus welchem Land sie auch stammt.

Natürlich darf die angebliche Verstrickung des Kremls mit rechtspopulistischen Parteien wie die italienische Lega Nord und der Alternative für Deutschland (AfD) nicht fehelen. Ohne deren vermeintliche Geheimdiplomatie wäre es aus Sicht der Springer-Presse nicht zu diesem Einsatz gekommen.

Russland ist im Vergleich zu Italien und anderen europäischen Ländern noch eher geringfügig von der Coronavirus-Pandemie betroffen. Allerdings greift Moskau inzwischen zu ähnlichen Maßnahmen wie in Berlin, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verzögern. In Norditalien ist das öffentliche Leben schon vor einem Monat auf ein Minimum reduziert. Später zogen Länder wie Frankreich, Spanien und Deutschland nach.

Zusammengefasst: Eine russlandkritische Quelle, gerne auch ehemalige Offiziere, werden immer gerne als Kronzeugen genommen, um jegliche Tätigkeit Russlands von vorne herein als negativ zu bewerten. Die angebliche Verschwörung des Kremls zu rechten Parteien ist schon nahezu unverzichtbar für eine solche Berichterstattung. Behauptungen ins Blaue hinein zu streuen, ist typisch für westliche Medien. Man dürfte fast damit rechnen, dass der treue Leser fehlerhafte Berichterstattung schnell vergisst oder vezeiht.

 

 

 

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