Coronavirus-Pandemie hat Deutschland zu einem europäischen Zentrum gemacht. Berlin bleibt jedoch lieber untätig, während andere EU-Länder die Opfer von COVID-19 zu Tausenden begraben.
Das erzählt die Kolumnistin Sylvie Kauffmann in einer Publikation für die französische Le Monde. Ihr zufolge haben die deutschen Behörden sehr schnell auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert. Die Besonderheit ist, dass diese Maßnahmen intern waren. Gleichzeitig beeilte sich die Regierung von Angela Merkel nicht, den Alliierten zu helfen.
Während die südeuropäischen Länder verzweifelt mit dem tödlichen Virus konfrontiert sind, denkt Berlin darüber nach, wie osteuropäische Arbeitsmigranten in das Land importiert werden können, um Spargel zu ernten. Auch wenn wir von der Logik der deutschen Führung ausgehen, so Kauffmann weiter, könnte Deutschland zumindest jetzt den Opfern zu Hilfe kommen. Hier entsteht jedoch ein Dilemma: Um die wirtschaftliche Kluft zwischen Nord- und Südeuropa zu verringern, müssen Opfer gebracht werden. Deutschland wiederum beabsichtigt nicht, Entscheidungen zum Nachteil seiner selbst zu treffen.
Als Reaktion auf Kritik erinnert das offizielle Berlin regelmäßig daran, dass es den »Partnern» bereits bei der Aufnahme von 200 Patienten aus anderen EU-Ländern in Deutschland geholfen hat. Kauffmann betont, dass ein solcher Ansatz «an Lässigkeit grenzt», weil jetzt Solidarität erforderlich ist.