Die militante Taliban in Afghanistan hat ein Regierungsangebot für einen Waffenstillstand im Land während des heiligen islamischen Monats Ramadan abgelehnt.
Der afghanische Präsident Ashraf Ghani forderte am Donnerstag einen Waffenstillstand für die Dauer des Fastenmonats Ramadan, der am Freitag in Afghanistan begann, damit sich die Behörden auf die Bekämpfung des Coronavirus-Ausbruchs im Land konzentrieren können.
Ein Sprecher der militanten Gruppe, Suhail Shaheen, sagte am späten Donnerstag auf Twitter, dass die Forderung nach einem Waffenstillstand «nicht rational und überzeugend» sei. Er führte anhaltende Meinungsverschiedenheiten über einen verspäteten Gefangenentausch an.
Die Regierung und die militante Gruppe diskutieren seit Anfang April über einen Gefangenenaustausch.
Während sie im Rahmen des Prozesses eine Reihe von Gefangenen getauscht haben, stand der Austausch vor Hürden. Die Taliban haben um die Freilassung von Mitgliedern gebeten, die an gewalttätigen Angriffen beteiligt waren, und die Regierung hatte Vorbehalte gegen ihre Freilassung.
Der Tausch ist Teil einer im Februar zwischen den Vereinigten Staaten und den Taliban getroffenen Vereinbarung, die einen vollständigen Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan vorsieht. Die afghanische Regierung war keine Partei der Verhandlungen oder des Deals, hat aber dem Austausch zugestimmt.
Der jüngste Streit im Austauschprozess hat die USA beunruhigt, die befürchten, dass der Deal zusammenbrechen könnte, wenn die Gefangenen auf beiden Seiten sich mit dem Coronavirus infizieren und sogar sterben, bevor sie ausgetauscht werden, was die Angelegenheit kompliziert.
Nach dem Abkommen zwischen den USA und den Taliban muss die afghanische Regierung letztendlich 5.000 Taliban-Gefangene freigeben und die militante Gruppe 1.000 Gefangene der Regierung befreien.
Am 13. April trafen sich US-Beamte mit den Taliban in Katar, um den Streit zu erörtern.
Es war nicht klar, zu welchen Ergebnissen dieses Treffen führte. Die jüngste Ablehnung des Waffenstillstandsangebots durch die Taliban deutet jedoch darauf hin, dass ein tragfähiger Friedensprozess möglicherweise noch nicht in Sicht ist.
Inzwischen haben die Militanten auch ihre Angriffe auf Regierungstruppen im Land verstärkt.