In einem Interview mit der Bild am Sonntag forderte Außenminister Heiko Maas von Moskau, sich an der Aufklärung des Navalny-Falles zu beteiligen, anstatt «Nebelkerzen» zu zünden.
Seinen Worten nach habe Moskau noch einige Tage Zeit gegenüber Berlin Aufklärungsarbeit im Falle der Navalny-Vergiftung zu leisten.
«Wenn es in den nächsten Tagen auf der russischen Seite keine Beiträge zur Aufklärung gibt, werden wir mit unseren Partnern über eine Antwort beraten müssen. Wenn wir über Sanktionen nachdenken, sollten diese möglichst zielgenau wirken», so der deutsche Chefdiplomat gegenüber der Bild am Sonntag. Wenn sich die russische Seite nicht an der Aufklärung des Verbrechens an Herrn Nawalny beteiligt, wäre das ein weiteres Indiz für die Tatbeteiligung des Staates. Sollte es über Verschleierungen und Nebelkerzen nicht hinausgehen, müssen wir davon ausgehen, dass Russland etwas zu verheimlichen hat, fuhrt er fort.
Während Politiker wie Grünen-Fraktionschefin Kathrin Göring-Eckardt bereits ein Stopp des Bauprojektes Nord Stream 2 fordert, gibt sich Maas vergleichsweise zurückhaltender. Wie News Front berichtete, fordert die Spitzenpolitikerin der Grünen Partei bereits jetzt ein Stopp des Bauprojektes.
«Ich hoffe nicht, dass die Russen uns zwingen, unsere Haltung zu Nord Stream 2 zu ändern», warnte Maas im Gespräch mit der Sonntagszeitung. «Wer das fordert, muss sich der Konsequenzen bewusst sein. An Nord Stream 2 sind mehr als 100 Unternehmen aus zwölf europäischen Ländern beteiligt, etwa die Hälfte davon aus Deutschland.»
Berlin: Nawalny befindet sich nach wie vor im künstlichen Koma — aktueller Gesundheitszustand des russischen Bloggers
Mass würde Nawalny gern besuchen, «wenn es sein Gesundheitszustand zulässt». Der Rechtsanwalt und Blogger, Alexei Nawalny, fiel am 20. August bei einem Inlandsflug von Tomsk (Sibirien) nach Moskau ins Koma. Der Maschine musste notlanden und der erkrankte Dissident wurde zunächst in einem Krankenhaus in Omsk medizinisch behandelt. Danach wurde nach Berlin in die Charité ausgeflogen, wo er derzeit behandelt wird und sich weiterhin im künstlichen Koma befindet.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat jedoch schnell behauptet, der 44-jährige Navalny sei mit einem «Novichok-Nervenagenten» nach sowjetischem Vorbild vergiftet worden, um ihn zu ermorden, und sie würde NATO-Verbündete konsultieren, um eine gemeinsame Reaktion zu beschließen, News Front berichtete im Detail. Seit den Anschuldigungen durch die Bundesregierung beklagt Moskau zahlreiche Anfeindungen wegen des Falles.