Medien: Schickt Erdogan seine syrischen Söldner von Tripolis nach Baku, um den Kampf um Bergkarabach zu befeuern?

Merkwürdig, aber nicht abwegig: Beobachtungen und Recherchen eines deutschen Nachrichtenportals deuten darauf hin, dass Ankara seinen Verbündeten aus Baku von Tripolis aus mit Waffen und Personal beliefert.

«Eine Boeing 737 (5A-DMG), die sich im Besitz der libyschen Fluggesellschaft Buraq Air befindet, flog in der Nacht zum 30. September vom Flughafen Mitiga bei Tripolis in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku, wo sie um 01.17 Uhr Ortszeit landete», schreibt das Nachrichtenmagazin Zuerst! auf seiner Webseite unter Berufung auf Flightradar24 und stellt dabei fest, dass es bislang keine regelmäßige Flugverbindung zwischen den beiden Städten gab. Die Fluggesellschaft geriet bereits wegen des Transportes syrischer Dschihadisten über die Türkei nach Libyen geflogen zu haben.

Ankara unterstützt das Tripolis-Regime (GNA) mit Waffen und Geld, auch Söldner aus Syrien und der Türkei sollen im Kampf gegen die Nationalarmee (LNA) von Feldmarschall Chalifa Haftar. Nun, so vermutet Zuers!t, will man die Söldner weiter in den Krieg schicken, den Baku gegen Bergkarabach betreibt. Al-Arabiya sprach mit dem LNA-Mann, Khaled Mahjoubm über Transfers pro-türkischer Söldner von Libyen nach Aserbaidschan. Sicher ist man sich allerdings nicht.

Es könnte sich aber auch um den Transport von türkischen Waffen und Militärmaterial nach Aserbaidschan handeln, wo seit dem 27. September wieder der Konflikt um die Region Bergkarabach wieder aufgeflammt ist. Präsident Recep Tahip Erdogan sagte, Ankara stehe hinter Baku. Jerewan hingegen warf der türkischen Regierung ebenfalls vor, die aserbaidschanische Seite aufzurüsten. Nicht nur mit Waffen, Drohnen und anderem Militärgerät, sondern auch mit Söldnern.

Gegenüber Reuters gaben zwei Islamisten an, dass Dschihadisten im Kampf um die Republik Arzach, so der seit 2017 offzielle Name der autonomen Region um Bergkarabach. Außerdem kursierten nach Angaben des Online-Berichtes von Zuerst! Videos in sozialen Netzwerken, die die Präsenz von türkischen Söldnern in der Krisenregion belegen soll.

«Vor etwa zehn Tagen sind die ersten syrischen Kämpfer in Aserbaidschan gelandet, um an geplanten offensiven Operationen teilzunehmen.“ Die Menschenrechtsaktivistin Elisabeth Zurkow wiederum berichtet unter Berufung auf Quellen in Syrien vom Tod der ersten syrischen Kämpfer während des Konflikts in Bergkarabach», sagte der Analyst Mzahem Alsaloum, Ex-Sprecher der „International Coalition for Operation Inherent Resolve“, der sogenannten US-geführten Anti-IS*-Koalition in Syrien.

Der Konflikt um Bergkarabach dauert bereits seit 1991 an und gilt als eingefrorener Konflikt, der am Wochenende wieder neu entflammte. Die autonome Region in Aserbaidschan wird mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnt, während das islamisch-geprägte Aserbaidschan Anspruch auf die Region erhebt. So gesehen, kann man auch von einem Konflikt zwischen Armenien, dessen Schutzmacht Russland ist, und Aserbaidschan sprechen. Während die Türkei sich demonstrativ auf die Seite von Baku. Russland, Frankreich und Deutschland rufen zum sofortigen Stopp der Kämpfe auf.

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*Islamischer Staat (ISIS, IS, Daesh) ist eine internationale Terrormiliz, deren Aktivitäten in Russland und zahlreichen anderen Ländern, unter anderem auch in Deutschland, verboten ist.