Überflüssig, teuer und unnötig: Wird die Corona-Warn-App der Bundesregierung abgeschaltet

Das Projekt wurde bereits zu Beginn der Pandemie massiv beworben und sollte der Erfolg im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus werden. Nun steht das Projekt vor dem Aus.

«Nützliches Werkzeug, Erfolg oder gar Rockstar: Die Bewertung der deutschen Corona-Warn-App fällt für die Bundesregierung und die beiden beteiligten Unternehmen 100 Tage nach Vorstellung der Anwendung positiv aus» ,schrieb noch das Ärzteblatt Mitte September. Etwa 5 000 SARS-CoV-2-Infizierte ihre Kontaktpersonen über die Handy-Anwendung wurden nach Angaben der Bundesregierung gewarnt.

Doch nur mehr als eine halbe Million Bürger haben sich die Warn-App der Bundesregierung heruntergeladen, die Bundesregierung behauptet über 18 Millionen Nutzer hätten die App downgeladen. Das Millionen-Projekt der Bundesregierung wurde bereits zu Beginn von Datenschützern skeptisch gesehen. Etwa 300 Experten unterzeichneten einen am 20. April veröffentlichten offenen Brief, in dem sie vor der Gefahr von Überwachung und Missbrauch bei einer zentralisierten Speicherung von Daten warnen, berichtete T-online vor knapp einem halben noch.

Das erklärt möglicherweise die geringe Bereitschaft in der Bevölkerung, die App letztlich auf ihr Smartphone zu laden und ihre Daten preiszugeben. Allerdings sollte dabei festgehalten werden, dass App wie Facebook oder WhatsApp deutlich mehr Daten abgreifen als das Regierungsprojekt, deren Kosten auf 81.000 Euro pro Monat bemessen werden.  Und wenn die App an Daten kommt, dann soll das nur lückenhaft erfolgen, beispielsweise deswegen, weil nicht jeder App-Nutzer sein Handy ständig bei sich trägt.

Auch Fiebermessungen durch eine Smartwatch erfolge nicht kontinuierlich, weil beispielsweise nachts diese Uhren nicht getragen werden. Derzeit sei vorgesehen, das Projekt zum 31. Dezember zu beenden. Um es zu verlängern, brauche es eine „nachhaltige Finanzierung“, schreibt das Magazin Zuerst! am Freitag. Für den FDP-Gesundheitspolitiker Wieland Schinnenburg „steht die Erhebung der Fitnessdaten in keinem Verhältnis zum Nutzen“.

Die Regierung sieht das anders: «Sie ist nachgefragt, sie funktioniert, sie hilft», prahlte vor zwei Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der eine positive Bilanz zog. Über die Tücken und hohen Kosten verliert man kaum Worte. In den Medien wird nun kolpotiert, die App werde nun europaweit eingesetzt. Über den geringen Nutzen und eine potentielle Einstellung der App, darüber wollte man nicht wissen.

Die Corona-Warn-App ist eine seit dem 16. Juni 2020 in Deutschland und seit Anfang Juli 2020 auch in allen Staaten der EU und weiteren Staaten in über 20 Sprachen durch Download verfügbare COVID-19-App, die eine Variante der Kontaktnachverfolgung anwendet.

 

 

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