Immer wieder kam es in den letzten Jahren zu Auseinandersetzungen in der strittigen Region im Südkaukasus. Diese wurde allerdings immer nach wenigen Tagen beigelegt. Diesmal geht Aserbaidschan allerdings in die Vollen, um die abtrünnige Region zurückzugewinnen und hat zahlreiche Unterstützer und Waffenlieferanten auf seiner Seite.
Präsident Recep Erdogan sagte es direkt offen und unverhohlen, dass die Türkei die muslimischen Brüder in Aserbaidschan unterstützen werde. Wie auch Russland dementierte er aber eine direkte Einmischung in den Konflikt. Deswegen waren die Enthüllungen über Waffenlieferungen und die Bereitstellung von syrischen Söldnern wenig überraschend. News Front berichtete diese Woche, dass türkisch-finanzeirte Söldner von Tripolis in Richtung Baku aufgebrochen sein sollen. Entsprechende atypische Flugrouten haben die These untermauert. Der Konflikt , der nun vom Zaun gebrochen wird, hat viele Unterstützer auf seiner Seite. Und Aserbaidschan macht durch Rohstoff-Exporte mächtig Kasse und investierte bereits viel in das eigene Militär, die nun die seit dem Jahr 1991abtrünnige Region endlich zurückzugewinnen. Russland wurde, wie oben angedeutet, ebenfalls beschuldigt, Söldner in die Region geschickt zu haben.
Nun kommt aber auch ein weiter Akteur zum Vorschein, der mit Waffenlieferungen direkt in den Konflikt eingreift. Israel war bislang einer der wichtigsten Waffenlieferanten für Aserbaidschan. Beide betreieben einen großen Handel zwischen Öl und Waffen. Am Wochenende teilte eine US-Geheimdienstquelle Al Arabiya English mit, dass Israel Flugzeuge voller Waffen nach Aserbaidschan schicke.
„Israel liefert Waffen an [Aserbaidschan]; Zwei Frachtflüge aus Israel sind heute bereits in Baku gelandet “, sagte die Quelle.
Auf die Frage nach türkischer Einmischung sagte die Quelle, dass die Aseris das Militär der Oberhand haben würden, «es sei denn, die Russen tun etwas.» Flugzeuge voller Waffen nach Aserbaidschan soll der zionistische Staat im Nahen Osten jetzt nach Baku geschickt haben. «Israel liefert Waffen an Aserbaidschan, zwei Frachtflüge aus Israel sind heute bereits in Baku gelandet», sagte eine Geheimdienstquelle aus den USA dem arabischen Sender Al Arabiya. Bereits im Juli brachen für einige Tage die Kämpfe wieder aus, die aber nach einigen Tagen wieder endeten.
Armeniens Präsident Hikmar Hajiyev, Außenpolitik-Berater des Präsidenten İlham Əliyev, sagte Berichten zufolge auch, dass Aserbaidschan bei den Kämpfen in Berg-Karabach israelische „Kamikaze-Drohnen“ einsetzte.
Bereits damals forderte Armenien Außenminister Sohrab Mnazakanjan international dazu auf, die Waffenlieferungen nach Aserbaidschan einszustellen. Teilweise kamen Gerüchte auf, dass auch der Iran am Konflikt um die Republik Arzach mitmische. Der Präsident der selbsternannten Republik, dessen Namen an das alte Königreich im Mittelalter erinnern soll,Arajik Harutjunjan erklärte kürzlich, dass die Eskalation des Konflikts in Bergkarabach sich unter anderem gegen den Iran richtet.
Aber auch im Iran gibt es Unterstützer für den Nachbarn Aserbaidschan. News Front zeigte gestern ein Video aus der iranischen Städt Täbris, die ihre Solidarität mit Baku bekundeten.
Anfang dieser Woche dementierte Teheran, dass iranische Söldner nach Bergkarabach geschickt wurden. Zuvor tauchten entsprechende Medienberichte auf. Aktuell dauern die Kämpfe seit sechs Tagen an und seit heute steht die Hauptstadt von Bergkarabach, Stepanakert, unter Beschuss. «Es gibt viele Verletzte in der Zivilbevölkerung, und die zivile Infrastruktur wurde beschädigt», so ein Ministeriumssprecher laut dem deutschen Sender ARD. Russland ruft indes beide Seiten dazu auf, die Kämpfe einzustelllen.
Inzwischen sind die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) sowie die Minsk-Gruppe (Frankreich, Russland, Ukraine, Deutschland) als Vermittler im Konflikt eingeschaltet. Auch die Europäische Union (EU) und die Vereinten Nationen (UN) appelieren für ein Ende der Kämpfe.
Worum es kurz geht: Bergkarabach, die Republik Arzach, liegt im Südkaukasus und ist eine Enklave innerhalb von Aserbaidschan, die mehrheit von armenischen Christen bewohnt wird. Die selbsternannte Republik spaltete sich im Zuge der Auflösung der Sowjetunion von der damals auch neugebildeten Republik Aserbaidschan, die zuvor Sozialistische Sowjetrepublik der UdSSR angehörte. Die Republik Armenien, die sich damals als Nachfolgestaat innerhalb der UdSSR neu gebildet hat, unterstützt ihre Landsleute. Der Konflikt gilt als eingefronener Konflikt, wo also Kämpfe nicht täglich an der Tagesordnung stehen. In den letzten Jahren kam es allerdings immer wieder zu schweren Gefechten, die mehrere Tage andauerten. Zuletzt im Juli 2020, wo nach wenigen Tagen die Kampfhandlungen wieder beigelegt wurden.
Armeniens Schutzmacht ist nach wie vor die Russische Föderation, die auch Militärstützpunkte im Land hält. Beide Staaten kooperieren militärisch auf multinationaler Ebene. Aserbaidschan wird von der Türkei unterstützt, deren sunnitischer Glaube verbindet. Demnach wird hier auch ein Konkurrenzkampf zwischen der Türkei und Russland erblickt, die den Südkaukasus als Einflussbereich betrachten. News Front berichtete diese Woche ausführlich in diesem Beitrag, worum es im Konflikt um das abtrünnige Bergkarabach geht, das wiederum von Russland unterstützung erhält.
Von Christian Bärenfänger, speziell für News Front.