Der Kanzlerkandidat der Union im Porträt.
von Mathis Feldhoff
Dem Kanzlerkandidaten der Union wird gleich zu Beginn des Wahlkampfes in der Flutkatastrophe die wichtigste Eigenschaft eines Kanzlers quasi weggespült — das Vertrauen in seine Führungsfähigkeit. Mangelndes Management, schlechte Kommunikation und noch schlechtere Umfragen. Dabei ist eine Krise immer auch eine Chance — für Anpacker, für Macher, für einen Landesvater. Doch Armin Laschet zerstört all das, als er völlig unpassend über Witze lacht, während der Bundespräsident über Tod und Leid redet. Da helfen auch alle Entschuldigungen nichts.
Laschet weiß um die großen Schuhe, die anstrebt — für ihn nie ein Lebenstraum, sondern die Einsicht, dass CDU-Vorsitzende immer auch nach dem Chefsessel im Kanzleramt streben müssen.
«Als ich in die CDU in meiner Jugend eingetreten bin, habe ich das nie mit der Vorstellung gemacht, einmal Bundeskanzler zu werden», so Armin Laschet
Ein Eingeständnis, dass tief in Laschets Seele blicken lässt und vielleicht manches klarer macht.
Erstaunlich unbekümmert
Doch den Machtwillen des Aacheners zu unterschätzen, haben schon andere gebüßt. Im einjährigen Kampf um den CDU Vorsitz setzt sich Laschet gegen Norbert Röttgen und Friedrich Merz durch — insbesondere Merz war sich zeitweise sicher, der Sieger der Herzen zu sein. Laschet hält sich damals zurück, so wie es oft seine Art ist. Abwarten und die eigenen Stärken betonen, ist sein Motto.
Laschet gilt als Teamspieler. Nicht er ist der Star, sondern sein Team. Immer wieder betont er die unterschiedlichen Charaktere in seinem Düsseldorfer Kabinett. Und diese Teammitglieder danken es ihm mit großer Loyalität. Auf dem Parteitag zahlt sich das aus: Langjährige Kontaktpflege, das Versprechen, den Kompass der Partei nicht zu verschieben, bringt am Ende die Mehrheit — knapp, aber doch klar. Laschet wird neuer CDU-Vorsitzender.
Es ist Laschets Unbekümmertheit, die die Beobachter immer wieder erstaunen. Jetzt, Wochen vor der Wahl — das Vertrauen, das er beschwört, scheint längst aufgebraucht — wahlkämpft Armin Laschet sich durch die Republik. Die Partei ist längst hochnervös. Laschet tut so, als ob ihm das alles nichts ausmacht.
«Et hätt noch immer jot jejange» — das rheinische Motto — leitet ihn, manchmal vielleicht zu oft. 2017 im Kampf mit Hannelore Kraft lag er auch scheinbar verloren zurück — um am Ende zu triumphieren. Ist das jetzt wieder seine Hoffnung?