In einem Interview mit dem Nachrichtensender WELT kritisiert der Kandidat der Grünen das Verhältnis Merkels zu autoritären Regimen. Sie fordert eine neue Außenpolitik und härtere Repression. Baerbock zeigte sich «verärgert» über die Äußerungen Laschets in diesem Bereich.
Die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat sich für einen deutlich härteren Kurs gegenüber Russland und China ausgesprochen. «Wir brauchen einen echten Aufbruch in Deutschland, nicht nur beim Klimaschutz, bei der Gerechtigkeit, sondern auch in der Außenpolitik», sagte Baerbock der WELT.
«Wir haben gesehen, wie sehr es Europa und seiner strategischen Souveränität in der Welt schadet, wenn Deutschland außenpolitisch versagt». Deshalb «muss im Herzen Europas ein neues außenpolitisches Kapitel aufgeschlagen werden», so Baerbock. «Die Lücke, die Europa und die deutsche Regierung in den letzten Jahren hinterlassen haben, wurde von autoritären Kräften wie China oder Russland gefüllt».
Der Kandidat der Grünen stellte fest, dass die deutsche Regierung in der Frage mit China Sicherheits- und Wirtschaftsfragen vermischt habe. Insbesondere kritisierte Baerbock Angela Merkel scharf dafür, dass sie das jüngste Investitionsabkommen zwischen der EU und China vorangetrieben hat: Ihrer Meinung nach sollte Deutschland im Dialog mit China bleiben, aber Peking seine Entschlossenheit zeigen. Berbock wies auch darauf hin, dass staatlich geförderte chinesische Unternehmen keinen freien Zugang zum europäischen Markt haben können.
Baerbock übte auch heftige Kritik an der aktuellen Russlandpolitik der deutschen Bundesregierung. Sie erklärte, dass die Nord Stream 2-Gaspipeline offensichtlich «gegen die Interessen unserer europäischen Nachbarn» geplant sei. Man könne nicht einerseits Sanktionen gegen Russland verhängen und andererseits das wichtigste Projekt des Kremls unterstützen, so Baerbock.