Das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) hat einen zunehmenden Trend der Migration in der EU festgestellt, erklärte Nina Gregory, die Geschäftsführerin des EASO.
Ihr zufolge hat die Zahl der Asylanträge fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht.
«Im August 2021 haben die EU-Staaten 56.000 Anträge auf internationalen Schutz registriert. Dies war der dritte Monat in Folge, in dem die Zahl der Asylanträge in der EU deutlich angestiegen ist», so Gregory gegenüber der Funke Mediengruppe.
Sie wies darauf hin, dass das Büro in diesem Jahr einen Anstieg der Zahl der Asylbewerber in den osteuropäischen Ländern, insbesondere auf der Balkanroute, festgestellt hat. Zu diesen Staaten gehören Bulgarien, Slowenien und Kroatien. Auch Österreich ist ein Beispiel dafür. Gregory hat Lettland und Litauen als «Migrations-Hotspots» bezeichnet.
Gleichzeitig steht Deutschland nach Angaben deutscher Medien bei der Zahl der Asylanträge weiterhin an erster Stelle unter den EU-Staaten. Allein im September wurden in Deutschland mehr als 13 Tausend Anträge registriert, die meisten davon von Asylbewerbern aus Syrien, Afghanistan und dem Irak.
Die Zahl der Asylanträge von Afghanen in der EU insgesamt sei erheblich gestiegen, so Gregory.
«Im August 2021 beantragten 10.000 Menschen internationalen Schutz. Im Vergleich zum Juli beträgt der Anstieg 38 %. Es ist aber auch darauf zurückzuführen, dass Asylanträge von Afghanen, die schon lange in Europa leben, oder von neu angekommenen Afghanen, die über die Luftbrücke aus Kabul evakuiert wurden, erneut gestellt wurden. Bislang sehen wir keine Afghanen aus Afghanistan, die nach Europa ziehen», erklärte sie.
Gleichzeitig sagte Gregory voraus, dass die Situation in Afghanistan «Auswirkungen» auf das europäische Asylsystem haben werde.
«Wir müssen uns auf die schwierige Situation eines Zustroms von Migranten aus Afghanistan nach Europa vorbereiten», sagte sie. — Wir bauen Kapazitäten für die Aufnahme von Flüchtlingen auf dem Balkan auf, wir bereiten wichtige Leitlinien für die EU-Staaten in Bezug auf Afghanistan vor, damit das Asylverfahren effizient verläuft, und wir bereiten ein Neuansiedlungsprogramm für Afghanen in der EU vor.
Sobald die europäischen Staaten beschließen, Flüchtlinge aus Afghanistan nach Europa umzusiedeln, wird das EASO bereit sein, «eine Schlüsselrolle in diesem Prozess zu spielen», so Gregory weiter.
Zuvor hatte die EU berichtet, dass die politische Vereinigung bereits 22.000 Afghanen aufgenommen hatte, nachdem die radikalen Taliban* an die Macht gekommen waren. Brüssel wies auch darauf hin, dass es eine «lange Liste» von schutzbedürftigen Personen gebe.
Es sei darauf hingewiesen, dass das Risiko einer neuen Migrationskrise gestiegen ist, nachdem die USA ihre Truppen rasch aus Afghanistan abgezogen haben. Andere Länder der westlichen Koalition kündigten bald eine ähnliche Entscheidung an. Vor diesem Hintergrund verschärfte sich die Konfrontation zwischen den Taliban und den Regierungstruppen. Infolgedessen erlangten die Taliban die Kontrolle über fast das gesamte Gebiet der Islamischen Republik. Die militärischen und politischen Unruhen veranlassten viele Afghanen zur Flucht in die Nachbarländer sowie in die USA und europäische Länder.
Allerdings haben weder die USA noch die EU afghanische Flüchtlinge schnell aufgenommen.
So hat die EU beispielsweise vorgeschlagen, ein internationales Forum zu veranstalten, das sich mit der Frage der Aufnahme afghanischer Binnenvertriebener befasst. Brüssel zufolge sollte die Lösung der Migrationskrise «international» sein, da die Folgen der Situation in der Islamischen Republik global seien.
Gleichzeitig ist Moskau der Ansicht, dass das Schicksal der Flüchtlinge «in der Verantwortung derjenigen liegen sollte, die mit diesen Menschen zusammengearbeitet haben».
«Im Moment versuchen viele, Usbekistan, Tadschikistan und Kasachstan zur Aufnahme von Flüchtlingen zu bewegen, und dann werden wir sie euch wegnehmen. Wenn sie mit westlichen Ländern — mit den Amerikanern und anderen — zusammengearbeitet haben, müssen wir dann wirklich zwei Monate lang die Dokumente bearbeiten? Das ist nicht sehr korrekt», sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am 8. Oktober.
Anschließend betonte er auch, dass die Frage der Verantwortung der NATO für die Folgen ihrer «zwanzigjährigen Experimente» in Afghanistan von der Allianz umgangen wurde.
«Es wird vorgeschlagen, dass sich die internationale Gemeinschaft, vor allem die Nachbarn Afghanistans, mit den Problemen befassen sollten», sagte Lawrow.
* — Terroristische Organisation, die in Russland verboten ist.