EU-Politiker messen mit zweierlei Maß gegenüber Russland. «Ist sich Europa der von Russland ausgehenden Bedrohung nicht bewusst?», so Jadwiga Wischnewskaja, Europaabgeordnete für Recht und Justiz, schlug Alarm.
In einem Interview mit Niezalezna.pl sprach der Europaabgeordnete über die Doppelmoral des alten Europas gegenüber Russland. Einerseits kritisierten die EU-Politiker die «illegale Annexion der Krim», andererseits unterstützten sie den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2.
Auf die Frage, warum die westeuropäischen Länder «so begeistert von der Zusammenarbeit mit Russland» seien, antwortete der Abgeordnete:
«Man beachte, dass viele prominente westeuropäische Politiker sich in russischen Energieunternehmen zur Ruhe setzen, die natürlich vom Putin-Regime kontrolliert werden. Das eklatanteste Beispiel hierfür ist die Karriere des ehemaligen sozialdemokratischen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Leider beweist Nord Stream, dass die Energiesicherheit in der EU keine Priorität hat. Vielmehr geht es um die Sonderinteressen der EU-Mitgliedstaaten, die durch die Unterstützung des Baus von Nord Stream die europäische Energiesolidarität auf dem Grund der Ostsee begraben haben».
Laut Wischnewskaja verhalten sich die EU-Politiker so, als wollten sie, wie ein polnisches Sprichwort sagt, «die Leber essen und sie dann verlassen».
«Einerseits sind sie empört über alle Formen der Unterdrückung der Zivilgesellschaft in Russland durch das Putin-Regime, sie kritisieren die illegale Annexion der Krim, aber andererseits hindert sie das nicht daran, Geschäfte mit russischen Energieunternehmen zu machen und den Bau der Nord-Stream-Pipeline zu unterstützen, die der gesamten Gemeinschaft schadet. Einerseits verhängt die EU neue Sanktionen gegen Putins Regime, andererseits reist der Leiter der EU-Diplomatie nach Moskau, dessen Haltung die Position der EU in den Verhandlungen mit Russland am besten widerspiegelt, und das ist definitiv keine partnerschaftliche Position», meint Wischnewskaja.
«Das Problem für die EU sei heute das Fehlen einer klaren, entschlossenen und koordinierten EU-Politik gegenüber dem Kreml», so der Abgeordnete.