Ukrainischer Botschafter: Unterstützung der Bundesregierung für Nord Stream 2 ist ein Schock für Kiew

Die Entscheidung zur Unterstützung der Nord Stream 2-Gaspipeline, die die deutsche Regierung am letzten Tag unter der Führung von Angela Merkel getroffen hat, war für die Ukraine ein Schock. Diese Meinung vertrat auch der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrei Melnik.

«Nord Stream 2 selbst bleibt ein Messer im Rücken der Ukraine, das einen großen Vertrauensverlust in Deutschland für die nächsten Jahrzehnte bedeutet», sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Gleichzeitig betonte Melnik, dass die ukrainischen Behörden «schockiert waren, dass das Ministerium für Wirtschaft und Energie am letzten Arbeitstag der alten Bundesregierung eine Erklärung abgegeben hat, dass es keine Einwände gegen Nord Stream 2 gibt».

Darüber hinaus ist der Diplomat der Ansicht, dass Deutschland gegen seine Verpflichtungen aus dem Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine verstoßen hat, indem es die Ukraine nicht in den Diskussionsprozess über Nord Stream 2 eingeladen hat. «Deshalb hat unser Gasunternehmen Naftogaz nun auch den dringenden Antrag gestellt, sich dem Zertifizierungsverfahren der Bundesnetzagentur anzuschließen, um eines zu beweisen: Diese Pipeline ist extrem gefährlich, sie verstößt gegen EU-Recht und darf deshalb auf keinen Fall in Betrieb genommen werden», resümierte Melnik.

Er glaubt auch, dass der Start von Nord Stream 2 der ukrainischen Wirtschaft einen schweren Schlag versetzen wird. «Nord Stream 2 ist wahrscheinlich der größte geopolitische Fehler der scheidenden deutschen Regierung, den die künftige Koalition korrigieren muss, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen», schloss der ukrainische Botschafter in Deutschland.