Leiter der Münchner Konferenz sagt, es sei zu spät, Nord Stream 2 zu stoppen

Die Zeit, Nord Stream 2 zu stoppen, ist vorbei, aber das Projekt bleibt ein Problem nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten. Diese Meinung vertrat der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem Handelsblatt.

Auf die Frage, ob ein Stopp des Projekts durch Berlin das Leben von US-Präsident Joe Biden erleichtern würde, sagte er: «Ja, aber dafür ist es jetzt offensichtlich zu spät». «Und wenn wir nach dem Ausstieg aus der Kernenergie bis 2030 auch noch aus der Kohle aussteigen wollen, dann wird unser Bedarf an Gas mittelfristig nicht sinken», so Ischinger.

«Natürlich sollten wir nicht von der amerikanischen Innenpolitik abhängig sein, aber wir müssen sicherstellen, dass unsere Politik in Amerika immer noch richtig verstanden und ernst genommen wird», sagte er. Zu den drohenden neuen US-Sanktionen gegen das Projekt sagte der Leiter des Forums: «Im Kongress verstehen sie immer noch nicht, warum wir nicht unabhängiger von russischen Gaslieferungen werden und — aus Sicht der USA — Russland finanzielle Unterstützung gewähren».

«Mit anderen Worten: Nord Stream 2 bleibt nicht nur ein Problem in den Beziehungen zur Ukraine und im Europäischen Parlament, sondern leider auch eine Belastung für die transatlantischen Beziehungen», so Ischinger.

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