Immer wieder versammeln sich bundesweit Menschen bei sogenannten Spaziergängen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren. Als «radikale Minderheit» bezeichnet, steigt die Teilnehmerzahl bei den Kundgebungen weiter an.
Zehntausende Menschen gingen am Montagabend bei sogenannten Spaziergängen bundesweit erneut gegen die nach ihrer Ansicht unverhältnismäßigen Corona-Maßnahmen der Bundesregierung auf die Straße. Immer wieder ist dabei auch von einem «COVID-Regime» die Rede. Aktuell ist es die mögliche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, die vielen der vor allem als «Corona-Leugner», «Verschwörungstheoretiker» und «Impfgegner» bezeichneten Teilnehmern Sorgen bereitet.
Etliche «nicht ortsfeste Kundgebungen» waren im Vorfeld verboten worden. Allein in Baden-Württemberg waren es schätzungsweise rund 50.000 Menschen, die ihren Unmut auf die Straßen trugen. Diese Zahl nannte Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU). Das wären deutlich mehr Menschen, als bisher angenommen. Rund 2.500 Polizeibeamte seien im Einsatz gewesen.
Im ARD-Morgenmagazin teilte Strobl am Dienstag mit: «Das Demonstrationsgeschehen ist ein sehr, sehr großes». Wie die Bild-Zeitung berichtet, warnte der CDU-Politiker zudem davor, dass der Rechtsstaat nicht wegschaue und ergänzte: «Wer so etwas organisiert, macht sich strafbar.»
Auch in vielen anderen Bundesländern kam es zu etlichen Protestäußerungen. Allein in Sachsen dürfte die Zahl der Teilnehmer nach Behördenangaben ebenfalls in die Zehntausende gegangen sein. Bei teils unangemeldeten Protesten in den Landkreisen Görlitz und Bautzen mit insgesamt rund 5.500 Teilnehmern wurden nach Angaben der Polizei 37 Straftaten und 140 Ordnungswidrigkeiten aufgenommen. In Lichtenstein im Landkreis Zwickau wurden insgesamt 14 Beamte verletzt. Die Polizei teilte mit:
«Eine Person versuchte, einem Beamten die Dienstwaffe zu entreißen und ein Polizist erlitt eine Bissverletzung durch einen Teilnehmer der Versammlung.»
In Thüringen waren laut Polizei rund 17.000 Menschen unterwegs. In Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich etwa 12.000 Menschen in mehr als 20 Städten an angemeldeten «Lichterspaziergängen», Kundgebungen sowie nicht angemeldeten Schweigemärschen.
In Berlin gingen zahlreiche Menschen bei verschiedenen Kundgebungen auf die Straße. Der mit knapp 400 Menschen laut Polizei größte Demonstrationszug startete am Alexanderplatz und zog über die Straße Unter den Linden. Dabei wurde vor dem durch eine Polizeikette bewachten ZDF-Hauptstadtstudio eine Kundgebung abgehalten. Es wurden teils Parolen wie «Lügenpresse» oder «Ihr seid schuld» gerufen. Der Deutsche Journalisten-Verband ergriff das Wort, um dabei laut Kritikern einige der laut gewordenen Vorwürfe einer mutmaßlichen Voreingenommenheit und Pauschalisierung ungewollt auf Twitter zu bestätigen:
«Lügenpresse»-Rufe vor dem ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin. Die kleine radikale Minderheit der Impfgegner, Querdenker, Corona-Leugner, Medienhasser und Demokratiefeinde hat sich mal wieder zusammengerottet.»
Laut Polizeiangaben seien die «Montagsspaziergänge» weitestgehend friedlich und störungsfrei verlaufen. Die meisten Teilnehmer hätten sich an die ausgesprochenen Corona-Auflagen wie das Tragen von Masken gehalten. Während es vereinzelt zu Verstößen gekommen sei, habe man in Spandau eine Demonstration auflösen müssen.