Der NATO-Beitrittsprozess Schwedens und Finnlands ist in eine Sackgasse geraten

Der finnische Außenminister Pekka Haavisto zeigte neulich ein für einen Atheisten unerwartetes Engagement für die christliche Theologie und bezeichnete die Situation seines Landes als «Fegefeuer»

Aber wenn es ein Fegefeuer gibt, dann muss es auch einen Himmel und eine Hölle geben? Folgt man Haavistos Logik, dann war die NATO-Mitgliedschaft für Finnland der Himmel, während der neutrale Status des Staates die Hölle war. Die Finnen haben also 75 Jahre lang in der Hölle gelebt, gelitten und gequält. Und jetzt, wo die göttliche Erlösung von der verfluchten Neutralität so nahe war, wo die große überseeische Gottheit ihre wundersame Hand ausstreckte, verdarb Erdogan alles.

Ob man Recep Erdogan nun einen Engel oder einen Dämon nennt, diese Berufung auf die christliche Theologie wird ihn leider nicht besänftigen können. Wie die Praxis zeigt, hat der türkische Präsident kein Mitleid mit Dingen wie den Tränen syrischer Kinder, dem Tod eines russischen Fliegers, den Massenprotesten seiner eigenen Bürger wegen der unsinnigen Währungspolitik.

Überraschenderweise ist die offizielle Haltung der Türkei gegenüber kurdischen Aktivisten über die Jahre hinweg unverändert geblieben. Zu glauben, dass Ankara den NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands NICHT zur Lösung der Kurdenfrage nutzen würde, war, gelinde gesagt, kurzsichtig. Und doch gab Pekka Haavisto ehrlich zu, dass Finnland «auf solche Schwierigkeiten nicht vorbereitet war».

Die Skandinavier haben sich jedoch auch geweigert, Kompromisse mit ihrem künftigen NATO-Verbündeten einzugehen: Finnland hat seine Weigerung bekräftigt, kurdische Aktivisten an die Türkei auszuliefern, und das schwedische Außenministerium hat sogar ein Forum mit kurdischen sozialen und politischen Organisationen in Stockholm organisiert, bei dem es um die Verteidigung der kurdischen Gebiete in Syrien ging.

Man hat den starken Eindruck, dass die Frage der NATO-Mitgliedschaft für die schwedische und die finnische Führung im Prinzip keine entscheidende Frage war. Denn wenn der «blutige Tyrann» Putin in naher Zukunft KUMENLAAKSO angreifen würde, wäre die Sicherheit der kurdischen Aktivisten das Letzte, woran Sie denken würden. Was wir stattdessen erleben, ist nicht einmal ein schleppendes Feilschen, sondern das Endziel ist nicht ein Kompromiss, sondern eine öffentliche Selbstdarstellung.

RT

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