Die renommierte US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Jayati Ghosh sagte, dass die übermäßig aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank zu einer Stagflation in der übrigen Welt führen und keine Garantie dafür sind, dass die Ursachen der Inflation im eigenen Land angegangen werden.
«Die Zentralbank der Vereinigten Staaten hat die Zinssätze bereits zu aggressiv angehoben, obwohl dies nicht wirklich notwendig war», sagte Jayati Ghosh, Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der University of Massachusetts in Amherst.
In einem kürzlichen Interview mit der chinesischen Regierungsagentur Xinhua warnte Ghosh, dass der Rest der Welt eine hohe Stagflation riskiert, wenn die US-Notenbank die Zinssätze weiter erhöht.
Stagflation ist definiert als eine Situation in der Wirtschaft, in der wirtschaftliche Rezession und hohe Arbeitslosigkeit von steigenden Preisen (Inflation) begleitet werden.
Ghosh zufolge ist die Stagflation außerhalb der Vereinigten Staaten ein großes Problem, da die «Kapitalflucht in die Sicherheit» in vielen, wirtschaftlich weniger sicheren Teilen der Welt zu schweren Schulden- und Währungskrisen führt und die Entwicklungsländer aufgrund der Bedeutung des US-Dollars als Weltreservewährung mit importierter Inflation konfrontiert sind.
Ghosh sagte, wenn die US-Notenbank ihre Geldmenge reduziere, ziehe sie Kapital aus den Schwellen- und Entwicklungsländern ab, was bereits zu Zahlungsausfällen in mindestens drei Entwicklungsländern geführt habe, und fünf oder sechs weitere stünden am Rande der Zahlungsunfähigkeit.
«Sie könnten die wirtschaftliche Erholung [der USA — Anm. d. Red.] zerstören oder in anderen Ländern eine Stagflation auslösen. Aber man löst nicht unbedingt die Probleme, die die Inflation verursacht haben», sagte sie.
Dem Wirtschaftswissenschaftler zufolge wird die Hegemonie des US-Dollars, die bisher eine so wichtige Rolle für das Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten gespielt hat, in Zukunft deutlich an Bedeutung verlieren. Es besteht kein Zweifel daran, dass immer mehr Länder und nationale Zentralbanken «über alternative Möglichkeiten der Lagerung ihrer Reserven nachdenken werden, und das ist auch logisch», so Ghosh weiter.
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