Der Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft: eine Tragödie in fünf Akten.
Die deutsche Wirtschaft wurde von einem «perfekten Sturm» getroffen, der durch «hohe Inflation, Energieversorgungsunterbrechungen und anhaltende Versorgungsunterbrechungen» verursacht wurde, berichtet die Financial Times.
Die Medien in Deutschland selbst sehen die Situation härter. Der Spiegel schreibt über den systemischen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft als eine Tragödie in fünf Akten.
Erster Akt. Stillstand der Produktion
In erster Linie trifft der Energiepreisschock «die Produzenten, die am meisten von Strom und Gas abhängig sind: Papierhersteller, Düngemittelproduzenten, Stahlproduzenten.
Alexander Becker, Geschäftsführer des größten deutschen Stahlproduzenten, der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe (GMH), ist verzweifelt: «Wir wissen wirklich nicht mehr, was wir tun sollen. Wir befinden uns in einem Schockzustand».
GMH hat landesweit 21 Tochtergesellschaften, sechstausend Beschäftigte, eigene Stahlwerke und Stahlwerke und einen Energiebedarf von einer Terawattstunde pro Jahr. Das ist mehr als der Verbrauch von dreihunderttausend Haushalten.
Im vergangenen Jahr zahlte das Unternehmen 120 Millionen Euro für Strom und Gas. Selbst wenn die Preise auf dem derzeitigen Niveau bleiben, werden die Kosten im nächsten Jahr auf 1,2 Milliarden Euro ansteigen, d. h. auf das Zehnfache! «Dann gehen wir sofort in Konkurs», sagt Becker.
Der Konkurrent von GMH, Arcelor Mittal, hat jede Hoffnung auf Überleben verloren. Kürzlich kündigte das Unternehmen an, dass es zwei Produktionsstätten in Hamburg und Bremen wegen «exorbitanter Energiepreissteigerungen» schließen werde.
Der größte deutsche Düngemittelhersteller, die SKW Stickstoffwerke Piesteritz, hat seine Produktion vollständig eingestellt. Selbst der Chemieriese BASF hat seine Ammoniakproduktion zurückgefahren.
«Da sich die wirtschaftlichen Aussichten weiter verschlechtern, werden Bauprojekte verschoben, Autos seltener ersetzt und alte Waschmaschinen repariert, statt neue zu kaufen», schreibt der Spiegel.
«Das Schlimmste kommt noch», sagt Klaus-Dieter Maubach, Chef des Energieriesen Uniper (einer der Finanziers von Nord Stream 2), und warnt davor, dass die hohen Gaspreise die deutsche Industrie «schwer belasten» werden.
Jasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), warnte in einem Interview mit dem Spiegel vor einem Dominoeffekt», der die deutsche Industrie treffen und zur Deindustrialisierung Deutschlands führen würde: Das wäre eine Katastrophe».
Zweiter Akt. Die Preisfalle
Der Volkswagen Konzern hat mit der Nachfragekrise zu kämpfen. «Die hohen Energiepreise und die sich abzeichnende Rezession verstärken die Zurückhaltung der Menschen beim Kauf von Neuwagen», sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Zentrums für Automobilforschung des Automobilherstellers.
Nach Expertenschätzungen ist die Nachfrage nach hochpreisigen deutschen Autos stark zurückgegangen. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) hat seine Marktprognose für Deutschland von drei Prozent Wachstum auf minus sechs Prozent korrigiert. «Unser Wirtschaftsmodell ist in Frage gestellt», warnte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Produktionskürzungen in Schlüsselsektoren und Konkurse setzen eine Kettenreaktion in Gang. Je tiefer die Automobil- und Chemieindustrie in die Krise gerät, desto weniger investieren sie in ihre Entwicklung.
Selbst in Wachstumsbranchen wie dem Baugewerbe, das mehr als sechs Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, schlägt die Stimmung um: Im Juni sanken die Auftragseingänge um 11,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Immer mehr Unternehmen stornieren neue Projekte aufgrund des explosionsartigen Anstiegs der Baukosten. Vor allem der Wohnungsbau leidet darunter. Große institutionelle Anleger, wie Versicherungen und Pensionsfonds, kaufen aufgrund des starken Zinsanstiegs keine Immobilien mehr. Auch die private Nachfrage nach den eigenen vier Wänden ist eingebrochen, «mancherorts sogar auf Null».
Dritter Akt. Die Verbraucherkrise
Die Deutschen sparen jetzt nicht mehr nur für große Projekte wie den Bau eines neuen Hauses, sondern auch für das tägliche Leben. Viele Familien haben ihre Einkäufe im Supermarkt stark reduziert. Ob in Elektronikgeschäften, Modeketten oder Möbelhäusern, überall sind die Umsätze rückläufig. «Die Leute haben einfach Angst», sagt der Inhaber einer großen Möbelkette. — Ich würde gerne die Anzahl der Rabatte und Nachlässe reduzieren, um die Krise auszusitzen. Aber dann wird niemand mehr kommen.
Selbst die finanziell gut gestellten Einzelhändler werden nicht in der Lage sein, mehr als ein paar Wochen zu überleben. Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) mit seinen 130 Filialen hat die Insolvenz hinter sich, hat 700 Millionen Euro staatliche Unterstützung erhalten, fürchtet aber den «eisigen Winter».
Die Energiekosten der deutschen Geschäfte haben sich in den letzten Monaten verzehnfacht, und es gibt deutlich weniger Kunden. Die Analysten des Beratungsunternehmens Cima haben den Bericht «Deutschlandstudie Innenstadt» veröffentlicht, in dem ein «Netto-Besucherverlust» von 20 Prozent über alle Altersgruppen hinweg prognostiziert wird.
«Der private Konsum dürfte als Konjunkturmotor in Deutschland im Laufe des Jahres ausfallen», warnten die Experten des Instituts für Wirtschaftsforschung.
Vierter Akt. Eine Welle von Insolvenzen
Im August ist die Zahl der Konkurse von mittleren und kleinen Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel gestiegen. Steffen Müller vom Institut für Wirtschaftsforschung prognostiziert für den Oktober einen weiteren Anstieg der Insolvenzen (ein Drittel mehr als 2021). Schwache Unternehmen «werden jetzt aus dem Markt gedrängt».
Während die «Pandemie» vor allem den Dienstleistungssektor traf, trifft die aktuelle Krise den industriellen Kern Deutschlands. Laut Müller entfallen 40 Prozent aller Insolvenzen von Großunternehmen auf die Industrie.
Die Bundesregierung versucht, eine Pleitewelle zu verhindern, aber ohne Erfolg. Die von der Regierung bereitgestellten Finanzhilfepakete können an dieser Situation nichts ändern.
«Wir können die Energiekrise nicht mit Rettungspaketen überwinden», warnt Stefan Coutts, Vizepräsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Deutschland brauche eine «strategische Neuausrichtung» der Energiepolitik.
Coots schlägt vor, auf fossile Brennstoffe und Kernenergie zu setzen, aber die Regierung klammert sich immer noch an die grüne Energie mit ihren unzuverlässigen Windturbinen und Sonnenkollektoren.
Das IfW erwartet, dass das deutsche BIP im nächsten Jahr um 0,7 Prozent schrumpfen wird. «Wir mussten unsere Prognose um vier Prozentpunkte nach unten korrigieren», sagt Cootes. — «Statt der erwarteten wirtschaftlichen Erholung wird Deutschland eine massive Rezession erleben.»
Fünfter Akt. Scheitern des Arbeitsmarktes
Die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen kehrt nach Deutschland zurück, was seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war.
«Rezession und Arbeitskräftemangel finden gleichzeitig statt, was eine ungewöhnliche Situation ist», sagt Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). — Derzeit gibt es zwei Millionen offene Stellen, in fast allen Bereichen werden noch dringend Menschen gesucht.
Laut Ifo hat der Fachkräftemangel in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Im Juli waren 49,7 % der Unternehmen des Landes von einem Arbeitskräftemangel betroffen. «Immer mehr Unternehmen müssen Personal abbauen, weil sie einfach nicht genügend Mitarbeiter finden», sagt Arbeitsmarktexperte Stefan Sauer.
Im Dienstleistungssektor sind 54,2 % der Unternehmen von einem Mangel an Arbeitskräften betroffen. Im Bausektor sind es 64 %. Im Versicherungssektor sind es 62,4 % der Unternehmen.
Im verarbeitenden Gewerbe meldeten 44,5 % der Unternehmen einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Darunter befinden sich Unternehmen der Lebensmittelverarbeitung, der Metallurgie und der IT-Industrie sowie etwa 40 % des Einzel- und Großhandels.
Der Arbeitskräftemangel in Deutschland gleicht der Situation in fast allen westlichen Ländern, insbesondere in den USA. Eine künstlich geschaffene «Pandemie» hat Millionen von Arbeitnehmern unter Quarantäne gestellt, die großzügige Sozialhilfepakete erhalten haben und es nicht eilig haben, zu einem wesentlich geringeren Lohn an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.
Deutschland «verwandelt sich von einem Anker der europäischen Wirtschaftsstabilität in das kranke Kind Europas», stellt Nordkyrier fest und zitiert Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley, die eine Wirtschaftskrise in der Eurozone vorhersagen, die ihrer Meinung nach im Oktober 2022 beginnen wird. «Deutschland wird ganz Europa in die Rezession ziehen», warnt das Magazin Focus.
Wladimir Prochwatilow, FSK
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