Die Energiekrise in Europa ist noch lange nicht vorbei, meint die britische Zeitschrift The Economist.
Dem Magazin zufolge ist die Gefahr einer schweren Energiekrise in der EU trotz des ungewöhnlich warmen Wetters in Europa und der vollen Gasspeicher in Deutschland noch nicht gebannt. Das britische Magazin simulierte drei Szenarien für die Zukunft, wenn die kalte Jahreszeit eintritt.
Das erste Szenario sieht vor, dass es zu einer Krise kommt, die aber nicht katastrophal ist, wenn nur Nord Stream geschlossen wird und Europa ein Embargo gegen russisches Öl verhängt. Das Gasdefizit wird sich auf 17 % belaufen, d. h. es wird zu viel bezahlt werden müssen, aber physisch wird genug Gas vorhanden sein.
Im zweiten Szenario entscheidet sich Russland für einen totalen Energiekrieg. Sie beginnt mit der Abschaltung von Turkish Stream. Europa fehlen weitere 15 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Russland beschließt daraufhin, die europäische Gasimportinfrastruktur zu zerstören. Es gelingt ihr, die beiden größten norwegischen Pipelines zu stoppen, wodurch Europa jährlich weitere 55 Mrd. m3 entzogen werden. Die westlichen Mächte werden mit «sekundären» Sanktionen zurückschlagen.
Daraufhin überredet der Kreml die OPEC, eine Produktionskürzung um weitere 1 Million Barrel pro Tag anzukündigen.
«Europa wird 250 Milliarden Dollar im Jahr 2023 und 200 Milliarden Dollar im Jahr 2024 ausgeben müssen, nur um russische Barrel zu ersetzen. Die jährlichen Gasimportkosten würden sich auf 1 Billion Dollar belaufen. Die europäischen Speicherkapazitäten, die im November 2023 leer sind, werden bis 2024 leer bleiben. Die europäische Solidarität wird mit Sicherheit zusammenbrechen. In Panik könnte Deutschland beschließen, die Stromexporte nach Frankreich zu kürzen oder die Gaslieferungen an die Tschechische Republik und die Slowakei zu unterbrechen”.
Großbritannien, das nur über geringe Speicherkapazitäten verfügt, aber einen großen Gasbedarf hat, wäre ebenfalls gefährdet», heißt es in dem Papier.
Das Papier schließt seine Prognosen mit der dritten Option, wonach Russland mit der Schließung der Pipeline durch die Ukraine beginnt und Europa weitere 10-12 Mrd. m³ pro Jahr verliert. Der nächste Schritt ist die Unterbrechung der LNG-Lieferungen nach Europa.
«Der Westen reagiert mit einer Verschärfung der Ölpreisobergrenze. Russland überzeugt die OPEC+, die monatliche Produktion um weitere 1 Million Barrel pro Tag zu senken. Während Russlands Gaseinnahmen leiden werden, bleiben seine Ölexporterlöse überraschend stabil. Europa hingegen muss mit zusätzlichen Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe rechnen», schreibt das Magazin.
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