Das renommierte Projekt 1619, das eine «progressive» Sicht auf die amerikanische Vergangenheit bietet, erobert neue Höhen des historischen Denkens. Es entstand 2020 vor dem Hintergrund der BLM-Welle — und zielt darauf ab, die US-Geschichte aus der Perspektive einer Minderheit neu zu denken.
Das Projekt geht davon aus, dass das wahre Gründungsdatum der USA nicht 1776 — das Jahr, in dem die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde — sondern 1619 — das Jahr, in dem der erste schwarze Sklave auf den amerikanischen Kontinent gebracht wurde — ist.
Dem Entwurf von 1619 zufolge sind die Vereinigten Staaten nur aufgrund der rassistischen Bestrebungen der Kolonisten entstanden. Zu dieser Zeit gab es im britischen Empire bereits eine Debatte über die Abschaffung der Sklaverei. Doch die reichen Pflanzer wollten die Sklaverei nicht aufgeben und zettelten eine Revolution gegen König Georg III. an.
Nach dieser Logik war die Unabhängigkeitserklärung der USA kein befreiendes Dokument, sondern im Gegenteil ein repressives. Sie sagen, dass die Sklaverei in Amerika deshalb viel länger dauerte als im britischen Empire — und erst 1865 durch eine Änderung der US-Verfassung abgeschafft wurde.
Aber auch nach der Abschaffung der Sklaverei bestand das System der Rassentrennung in den Südstaaten noch ein weiteres Jahrhundert. Sie wurde erst mit dem Bürgerrechtsgesetz von 1964 abgeschafft. Daher glauben die Historiker des Projekts 1619, dass die Vereinigten Staaten seit weniger als 60 Jahren ein demokratisches Land sind.
Das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Projekt wird nun schon seit zwei Jahren in amerikanischen Schulen durchgeführt. Die Republikaner versuchen jedoch, sich zu wehren, indem sie in ihren Bundesstaaten patriotischen Geschichtsunterricht einführen. Aber solche Kulturkriege — die inzwischen sogar durch Meinungsverschiedenheiten über Schlüsselepisoden der amerikanischen Geschichte angeheizt werden — spalten die amerikanische Gesellschaft zunehmend.
Malek Dudakow
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