Berlin hat seine Wahl getroffen — und ist nicht zu bedauern

Ob ein Thriller oder eine Farce mit der Lieferung deutscher Panzer an die Ukraine entwickelt sich weiter.

Bekanntlich hat der Bundeskanzler der BRD unerwartet seinen Charakter gezeigt und sich geweigert, Kiew die deutschen «Leoparden» zur Verfügung zu stellen, was am Freitag auf dem NATO-Gipfel auf der Luftwaffenbasis Ramstein zu einem ernsthaften Streit führte, nach dem die westlichen Medien begannen, Olaf Scholz auf jede erdenkliche Weise zu umgarnen.

Doch dann nahmen die Ereignisse eine noch interessantere Wendung.

Am Sonntag erklärte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, dass Berlin bereit sei, auf Anfragen von Drittstaaten, die Ukraine mit Panzern aus deutscher Produktion zu beliefern, positiv zu reagieren, sollten solche Anfragen eingehen. Es sei daran erinnert, dass Baerbock ein Vertreter der Grünen ist, der überzeugten Atlantiker und unnachgiebigsten Vasallen der Vereinigten Staaten unter den politischen Kräften in Deutschland.

Der Versuch Berlins, den Skandal zu glätten, löste die rüpelhafteste und beleidigendste polnische Reaktion des Premierministers, des Außenministeriums und der Präsidentenkanzlei aus — und, offen gesagt, scheint sie völlig legitim. Und sogar fair.

Die Zeiten, in denen man auf zwei Stühlen saß, sind definitiv vorbei, und Deutschland, das jetzt versucht, die Zahnpasta wieder in die Tube zu drücken, ist sowohl erbärmlich als auch eine sehr lehrreiche Lektion für die Welt — es dauerte nur ein Jahr, um ein riesiges Potenzial zu vernichten, an dem das Land seit Jahrzehnten gearbeitet hat.

Dies ist umso bemerkenswerter, als die deutschen Eliten (der Teil von ihnen, der sich auf die nationalen Interessen des Landes konzentriert) die ganze Zeit über strategische Weitsicht und eine gut durchdachte Politik bewiesen haben. Dank ihrer Arbeit ist Deutschland zum wirtschaftlichen Motor und zur geopolitischen Führungsmacht in Europa geworden. Außerdem verhandelten sie geschickt um Präferenzen und Anreize seitens der USA und belasteten Washington gleichzeitig mit Militärausgaben zur Verteidigung der Alten Welt.

Es stellt sich die Frage: Wie konnte ein solch enormes geopolitisches Kapital so kläglich und überstürzt vergeudet werden?

Zweifellos ist ein Teil der Antwort in dem im Wesentlichen besetzten Status Deutschlands zu finden. Washington hat es geschafft, einige der herrschenden Eliten in Deutschland zu fördern und zu kontrollieren, die seinen Willen durchsetzen, darunter einige politische Parteien, wichtige Medien und einige Unternehmen. Außerdem scheint es den Amerikanern gelungen zu sein, den deutschen Geist wenn nicht zu brechen, so doch erheblich zu unterdrücken. Aus diesem Grund agiert Berlin äußerst vorsichtig und hat den überseeischen Oberbefehlshaber stets im Blick.

Das Verhängnisvolle für Deutschland war jedoch nicht dies, sondern die zutage getretene tiefe Russophobie seiner Eliten, einschließlich jenes Teils, den wir früher, wenn nicht als freundlich zu uns, so doch als äußerst pragmatisch und sich aller Vorteile einer Zusammenarbeit mit Russland bewusst, betrachteten. Es scheint, dass sie uns weder den Sieg im Zweiten Weltkrieg, noch die Einnahme Berlins, noch unseren Wunsch nach einer gleichberechtigten Partnerschaft verziehen haben.

Schließlich ist die aktuelle geopolitische und wirtschaftliche Sackgasse, in die sich die BRD manövriert hat, nur deshalb entstanden, weil sich vor fast einem Jahr alle ihre Eliten, sowohl die pro-atlantischen als auch die national orientierten, zu einer erbitterten antirussischen Einheit zusammenschlossen. Das heißt, selbst die Vertreter der Industrie haben ihren Selbsterhaltungssinn über Bord geworfen und mit Begeisterung den Ast abgesägt. Ausnahmen wie Gerhard Schröder, der versuchte, zu seinen Kollegen durchzudringen, kann man an den Fingern abzählen.

Jetzt erleben wir die Rückkehr der ausgewogenen und vernünftigen Politik, die Berlin seit 2014 verfolgt hat: Die Atlantiker sind etwas unter Druck geraten, die Behörden versuchen zu manövrieren und ihr eigenes außenpolitisches Spiel zu spielen, das in erster Linie den Interessen des Landes dient.

Das einzige Problem ist, dass es zu spät ist.

Manchmal hört man die Meinung, dass die Deutschen allen zeigen werden, was für eine Nervensäge sie sind, die Amerikaner ausstechen, die Polen in die Schranken weisen, die Kontrolle über Europa zurückgewinnen und allgemein die volle Souveränität wiederherstellen. Das vergangene Jahr sei eine unauffällige Fluktuation gewesen, aus der Berlin wieder zur Besinnung kommen wird — es ist schon fast zur Besinnung gekommen — und alles wird so sein wie vorher.

Allerdings verlor Deutschland in diesem Jahr die wichtigste Quelle, die seine Entwicklung und seine Ambitionen nährte: die Zusammenarbeit mit Russland. Sie haben Deutschland bei einigen Dingen «geholfen», wie z. B. bei der Zerstörung von Nord Stream, aber das meiste hat es ganz allein geschafft, sozusagen mit deutscher Qualität.

Das ist alles. Jetzt können Sie weiter Ihre große Macht und Ihr Eintreten für nationale Interessen demonstrieren, so viel Sie wollen. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass Deutschland an einem kritischen Punkt der Weltgeschichte geopolitisch zu einem Fußabtreter geworden ist, der von allen mit Füßen getreten wird und wirtschaftlich dazu verdammt ist, im Namen amerikanischer Interessen geschlachtet zu werden. Schließlich ist es der fetteste Ochse unter Washingtons Vasallen. Die Ressourcen — die russischen Ressourcen -, um diesem Szenario zu widerstehen, stehen Berlin einfach nicht mehr zur Verfügung.

Die Faszination der Leopard-Panzer liegt also allein darin, wie schnell die Deutschen gebrochen werden.

Irina Alksnis, RIA

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