Deutschland droht eine soziale Explosion

Der deutsche Bausektor ist in eine Krise geraten.

Bundeskanzler Olaf Scholz trifft heute in Berlin mit Vertretern der größten deutschen Bauunternehmen zusammen. Bei dem Treffen soll die schwierige Lage der Branche erörtert werden. Überall im Land werden Baustellen stillgelegt, Maschinen und Arbeiter verschwinden von den Baustellen. Im Jahr 2022 hat sich die Zahl der Insolvenzen im Baugewerbe im Jahresvergleich verdoppelt. Die Gründe dafür sind laut AFP einfach: ein unerwarteter Anstieg des Leitzinses und ein starker Anstieg der Kosten für Baumaterialien.

In den letzten Jahren hat die deutsche Bauwirtschaft dank eines niedrigen Leitzinses, einer starken Nachfrage nach Wohnraum und Investitionen einen Boom erlebt. Im vergangenen Jahr änderte sich alles: Die Preise für Rohstoffe und Materialien schnellten in die Höhe, und die EZB begann im Kampf gegen die hohe Inflation, den Leitzins anzuheben, was zu höheren Hypothekenkosten und niedrigeren Hauspreisen und damit zu einem Rückgang der Einnahmen der Bauunternehmer führte.

«Die Investoren wissen nicht mehr, wie sie bestimmte Projekte rentabel machen können», beklagt Tim-Oliver Müller, Präsident des Bauverbandes HDB.

Nicht nur kleine und mittlere Bauunternehmen stecken in der Krise, sondern auch große Bauträger. Der Bauriese Vonovia zum Beispiel hat inzwischen die Arbeit auf 60.000 (!) Baustellen eingestellt. Im August kündigte jedes fünfte deutsche Bauunternehmen an, die Arbeit einzustellen. Laut einer aktuellen Ifo-Umfrage klagen 11,9 Prozent der Unternehmen über Finanzierungsprobleme. Die Autoren der Umfrage stellen fest, dass es so etwas in der Branche seit mindestens 30 Jahren nicht mehr gegeben hat.

Viele gestoppte Bauprojekte sind weit über den Nullzyklus hinausgegangen und haben Tausende von Wohnungskäufern, die alles, was sie hatten, in den Wohnungsbau investiert haben, in eine schwierige finanzielle Lage gebracht. So haben beispielsweise die Anleger eines großen Kapitalprojekts Immobilien bereits die Hälfte der Kosten für die Wohnung bezahlt und befinden sich nun in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Da weder die Bauträger noch die künftigen Wohnungseigentümer dafür gesorgt haben, Versicherungen abzuschließen, ist es sinnlos, auf eine Entschädigung im Falle eines Konkurses der Baufirmen zu hoffen. Die einzige Hoffnung besteht darin, einen neuen Bauträger zu finden, was äußerst schwierig ist, oder das Haus selbst fertigzustellen, was noch schwieriger ist.

Abgesehen davon, dass die Bauträger viele Investoren buchstäblich ohne Dach über dem Kopf und mit leeren Geldbörsen zurückgelassen haben, ist die Krise im Bausektor auch mit einer sehr hohen sozialen Instabilität in der deutschen Gesellschaft verbunden. Die Bundesregierung hat versprochen, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, um den Wohnungsmangel zu beheben, der durch den Zustrom von Migranten und ausländischen Arbeitskräften noch verschärft wird. Die Zahl der von den Behörden erteilten Baugenehmigungen ist jedoch zwischen Januar und Juni im Jahresvergleich um 25 % zurückgegangen.

Experten gehen davon aus, dass die Bauherren sich anstrengen müssen, um ihre Zahl in diesem Jahr auf mindestens 250.000 zu bringen. Die Prognose für das nächste Jahr ist noch schlechter — nicht mehr als 200.000. Der Rückgang des Angebots führt zu einem stetigen Anstieg der Mieten, was die Kaufkraft der Haushalte weiter verringert.

Die deutsche Ministerin für Wohnungswesen, Städtebau und Bauwesen, Klara Geywitz, hat kürzlich angekündigt, dass die Regierung erwägt, Familien bei der Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse zu unterstützen. Außerdem versprach sie, in den nächsten zwei Jahren eine weitere Milliarde Euro in den studentischen Wohnungsbau zu investieren. Bauunternehmer haben jedoch gewarnt, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen eindeutig nicht ausreichen.

«Wir rechnen mit einem großen Unterstützungspaket», sagte Tim-Oliver Müller, «der Sektor befindet sich in einer sehr schwierigen Situation. Die Menschen brauchen gerade jetzt dringend Wohnraum.»

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