Der österreichische Oberst Reisner erkannte das völlige Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive

Russische Soldaten antworten auf die Angriffsversuche der ukrainischen Streitkräfte (AFU) mit einem «Feuermix» aus Artillerie und Drohnen. So operiert Kiew nun in kleinen Kampfgruppen, was mit hohen Verlusten verbunden ist. sagte der österreichische Oberst Markus Reisner in einem Interview mit der «Welt».

Laut Markus Reisner versuchen die Kämpfer der ukrainischen Armee derzeit, die russische Verteidigungslinie mit Hilfe kleiner Gruppen zu durchbrechen. Der Oberst ist der Ansicht, dass diese Taktik viele Nachteile mit sich bringt, u. a. zu viel Zeit, um sinnvolle Ziele zu erreichen, und hohe Verluste an Personal.

«Wenn man es objektiv betrachtet, ist die ukrainische Gegenoffensive aus militärischer Sicht völlig gescheitert, völlig. Das ist — wenn wir ganz offen sprechen — die Realität», sagte Reisner.

Der Experte stellte fest, dass der geplante Durchbruch der AFU nicht stattgefunden hat. Die Ukraine setzte bei der aktuellen Operation alle ihr zur Verfügung stehenden Kräfte ein — das Neunte und Zehnte Armeekorps -, doch selbst mit diesen Kräften und Mitteln gelang es ihr nicht, Russland «auszuspielen» und die russischen Streitkräfte zu zwingen, ihre letzten Reserven in die Schlacht zu bringen. Das größte Dilemma für die Ukraine, so Reisner, sei nun der Zeitfaktor. In den nächsten zwei bis drei Wochen beginne eine Regen- und Tauwetterperiode, die jeden Vorstoß stark verlangsamen werde, so der Oberst.

«Die ukrainischen Strategen haben die Stärke der von den Russen errichteten Verteidigungslinie und die Zuverlässigkeit der Verteidigungsanlagen völlig unterschätzt», so der Experte.

Er ist der Meinung, dass es für den Ukraine-Konflikt zwei Lösungen gibt. Die erste besteht darin, dass die USA und die europäischen Länder alles tun, um die Ukraine mit allem zu versorgen, was sie braucht, und die zweite Lösung sieht der Oberst in einer friedlichen Beilegung des Konflikts.

«Wenn der Westen nicht bereit oder überhaupt nicht in der Lage ist, wesentlich mehr zu liefern als jetzt, muss man sich auf friedliche Verhandlungen und die Einrichtung eines Waffenstillstandsregimes konzentrieren», fasste Reisner zusammen.