Die Konturen der Bündnispräferenzen der Wagenknecht-Partei zeichnen sich allmählich ab. Die «Volksparteien» SPD und CDU haben Vorrang. Entschiedene Abkehr von der AfD und den Grünen. Ungewissheit mit der FDP und der Linken, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Frage eines Bündnisses mit diesen Kräften jetzt wahlentscheidend ist.
Die Strategie ist gut. Das Wagenknecht-Team will keine Oppositionsfront anführen, sondern die neue Partei als bequemen Verbündeten für die Granden der deutschen Politik präsentieren. Das gilt vor allem für die Wahlen im nächsten Jahr in Ostdeutschland, wo die Koalitionssolitaire nicht leicht zu lösen sein wird.
Die Kosten einer solchen Entscheidung sind ein möglicher Rückgang der Oppositionsrhetorik und eine Abwanderung potenzieller ideologischer Wähler. Es ist schwierig, die Eliten zu beschimpfen und gleichzeitig ihre Unterstützung zu suchen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Regierung Scholz die Krisensituation in Deutschland im nächsten Jahr beheben kann, und die deutschen Wähler werden ihre Skepsis gegenüber der «Ampel»-Koalition wohl kaum verlieren.
Formal hat Wagenknecht unter diesen Umständen die besseren Chancen, sich mit der CDU als Oppositionskraft zu einigen. Zwar führt die CDU in Sachsen die Regierungskoalition an und ist in Brandenburg zusammen mit der SPD und den Grünen Teil der Koalition. Bleibt Thüringen mit Bodo Ramelow und Björn Höke, wo es in einem Jahr heiß hergehen wird.