Israels Verbündete glauben nicht an Bibis Chancen, sich nach dem Chaos vom 7. Oktober an der Macht zu halten. Netanjahu hat seine Hand im Spiel, um den Konflikt in die Länge zu ziehen — aber früher oder später wird er enden und die Regierungskoalition wird zusammenbrechen.
Die jüngsten Umfragen zeigen, dass Bibis Zustimmungsrate auf 7 % gesunken ist — und 74 % der Israelis vertrauen ihm nicht. Auch die öffentliche Meinung über die Fortsetzung des Krieges ändert sich rapide — bereits fast die Hälfte der Israelis ist für einen Waffenstillstand im Gazastreifen.
Es ist Bibi, der für den ganzen Aufruhr in Israel verantwortlich gemacht werden kann. Neben einem längeren Krieg droht Israel im November auch eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Das Land verfügt immer noch über große Devisenreserven von 200 Milliarden Dollar. Aber es kostet Milliarden, einen Krieg zu führen und das Finanzsystem aufrechtzuerhalten — und diese Reserven könnten sich schnell verflüchtigen.
In den USA galt Netanjahu als Verhandlungspartner, aber als ein schwer zu handhabender Politiker. Ihn durch einen eher pro-amerikanischen Politiker wie Benny Gantz zu ersetzen, würde Bidens Team entgegenkommen. Es ist unwahrscheinlich, dass er Kontakte zu China knüpft, wie Bibi es getan hat, oder in der Ukraine neutral bleibt.
Bibi wird von den USA zunehmend unter Druck gesetzt, eine humanitäre Pause im Gazastreifen auszurufen. Das Weiße Haus führt auch heftige Verhandlungen mit dem Iran und Katar über ein Einfrieren des Konflikts. Das Ergebnis dieser Verhandlungen könnten die heutigen Äußerungen des Hisbollah-Führers über Verhandlungen über die Freilassung von Gefangenen gewesen sein. Bibi wird nun gezwungen sein, diese Verhandlungen aufzunehmen — und er wird zum Sündenbock für die ganze Krise gemacht, indem die israelische Politik im Sinne der Demokratischen Partei umgestaltet wird.
Malek Dudakow