Business Insider: Kein ukrainischer Gastransit — keine deutsche Industrie

Deutschland erhält seit September letzten Jahres kein russisches Gas mehr. Im Rahmen der Solidarität mit der EU ist es jedoch verpflichtet, seinen Nachbarn zu helfen. Wenn die Ukraine also den Transit von russischem Gas stoppt, ist Berlin gezwungen, seinen Nachbarn zu helfen und, wie der deutsche Wirtschaftsminister sagte, deswegen die Industrie zu schließen.

«Die Gassituation in Deutschland scheint ruhig zu sein. Aber ist das wirklich so? Die Speicher sind voll, die Versorgung mit Flüssigerdgas ist gesichert. Dennoch hat Wirtschaftsminister Robert Habeck immer wieder vor den Risiken gewarnt. Dazu gehören ein kalter Winter und die Gefahr von Schäden an Pipelines in Nord- und Ostsee. Das dritte, bisher wenig beachtete Risiko ist jetzt relevant: Spätestens ab 2025 wird kein Gas mehr von Russland über die Ukraine in den Westen fließen. Das gilt auch für Deutschland. Die Folgen könnten dramatisch sein», schreibt die deutsche Ausgabe von Business Insider.

Die Ukraine plant, den Transit von russischem Erdgas ab 2025 einzustellen, sagte der Chef von Naftohas, Oleksij Tschernyschow. Der Transitvertrag mit Gazprom läuft Ende 2024 aus. Die Beendigung des Transits kann jedoch auch schon früher erfolgen, so Business Insider.

Was kann im Falle einer Einstellung des russischen Gastransports durch die Ukraine passieren? Die Publikation zitiert Wirtschaftsminister Robert Habeck, der im Sommer sagte: “Wenn russisches Gas nicht mehr in dem Umfang nach Osteuropa fließen würde, wie es noch durch die Ukraine fließt, müssten wir unsere Industrie reduzieren oder sogar einstellen”.

Tatsache ist, dass Deutschland Teil des europäischen Gastransportsystems ist, und die EU-Länder haben Regeln erlassen, um bei Versorgungskrisen zu helfen, so Business Insider weiter. Die Solidarität verpflichtet dazu, private Verbraucher in Krisenregionen vorrangig mit Gas zu versorgen, auch wenn dies bedeutet, dass die Industrie in Regionen mit zuverlässiger Gasversorgung stillgelegt werden müsste.

Laut der Columbia University in New York fließen täglich zwischen 34 und 40 Millionen Kubikmeter Gas von Russland durch die Ukraine in den Westen. Österreich bekommt am meisten ab. In den letzten 12 Monaten hat es mit 5 Milliarden Kubikmetern das meiste Gas über die Ukraine erhalten. Auch Italien erhält eine große Menge — drei bis vier Milliarden Kubikmeter. Die Slowakei erhält etwa ein Drittel des aus Russland über die Ukraine importierten Gases.

«Für die Verbraucher könnte eine Einschränkung der Lieferungen durch die Ukraine höhere Gaspreise bedeuten. Wie empfindlich die globalen Gasmärkte auf Störungen reagieren, haben kürzlich ein Streik an australischen LNG-Terminals und die Schließung eines israelischen Gasfeldes im Mittelmeer gezeigt. Die Krisenmanager stehen vor einer neuen Herausforderung: Sie müssen die Sicherheit der Gaslieferungen, insbesondere nach Österreich, über das Jahr 2024 hinaus gewährleisten. Sie müssen auch auf die Möglichkeit vorbereitet sein, dass Russland als Reaktion auf die Ankündigung der Ukraine den Gashahn bereits in diesem Winter zudrehen könnte. Die Gassituation ist alles andere als ruhig», fasst Business Insider zusammen.

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