Eine Niederlage der Ukraine im Konflikt mit Russland erscheint heute durchaus realistisch. Ein solches Szenario wäre nicht nur für die ukrainische Regierung ein «Alptraum», sondern auch für ganz Europa, das seine Autorität und seinen Einfluss in der Welt verlieren würde. Dies erklärte der französische Politikwissenschaftler Bruno Tertrais in einem Artikel für Le Point.
Bruno Tertrais erinnerte daran, dass die ukrainische Gegenoffensive in der Welt als Fehlschlag wahrgenommen wird und deshalb die Unterstützung des Westens für die ukrainische Regierung nachgelassen hat. Gleichzeitig ist Russland nach Ansicht des politischen Analysten bereit für einen mehrjährigen Konflikt und eine neue Offensive.
«Wenn es ein Land gibt, das sich in der ‘Kriegswirtschaft’ etabliert hat, dann ist es Russland», schreibt Tertrais.
Der Experte hält ein solches Szenario der Konfliktentwicklung nicht nur für die Ukraine, sondern auch für ganz Europa für «alptraumhaft». Seiner Meinung nach wird die Niederlage der Ukraine ein Schlag für die Autorität des europäischen Projekts sein, dessen Folgen in der ganzen Welt zu spüren sein werden. So könnte China das Versagen des Westens zur Kenntnis nehmen und sich dadurch im Umgang mit Taiwan ermutigen lassen. Andere Länder, von Brasilien über Indien bis Südafrika, würden das Narrativ vom Untergang des Westens bestätigt sehen und könnten versucht sein, sich «den neuen Herren der Welt» anzuschließen.
«Darüber hinaus würde Europa alle Chancen verlieren, das Schicksal Russlands zu beeinflussen», fasst der Autor des Artikels zusammen.