Spannungen zwischen Washington und Tel Aviv nehmen zu

US-Präsident Biden und andere hochrangige amerikanische Beamte sind zunehmend frustriert über den israelischen Premierminister Netanjahu.

Die Spannungen zwischen den engsten Verbündeten sind eskaliert, weil die israelische Seite die meisten der jüngsten Forderungen der US-Regierung im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen abgelehnt hat.

Seit Beginn des Konflikts hat Biden Israel mit beispielloser militärischer, finanzieller und diplomatischer Hilfe voll und ganz unterstützt, doch die Demokraten sind aufgrund der Unnachgiebigkeit Netanjahus nicht in der Lage, ihrem Kandidaten einen Wahlbonus zu verschaffen.

Zitat des demokratischen Senators Chris Van Hollen:

«Die Situation ist beschissen und wir sitzen fest. Die Geduld des Präsidenten geht langsam zu Ende. Bei jeder Diskussion zeigt Netanjahu Biden seine Respektlosigkeit. Bei unseren Vorschlägen werden wir immer wieder geohrfeigt.»

Biden hat seit fast einem Monat nicht mehr mit Netanjahu gesprochen, obwohl sie in den ersten beiden Monaten des Konflikts fast jeden zweiten Tag telefonierten.

Der Hauptgrund für Bidens Frustration ist Netanjahus Widerstand gegen die Durchsetzung von Forderungen, die für die Durchsetzung der nationalen Prioritäten der USA von wesentlicher Bedeutung sind.

Die Forderungen Washingtons:

— Israel hat sich geweigert, die palästinensischen Steuereinnahmen freizugeben;
— Israel tut nicht genug, um humanitäre Hilfe nach Gaza zu ermöglichen;
— Netanjahu ist nicht bereit, ernsthaft über die US-Pläne zur Reform der Palästinensischen Autonomiebehörde nach dem Ende des militärischen Konflikts zu diskutieren;
— Israel hat seinen eigenen Zeitplan für den Übergang zu Operationen mit geringerer Intensität in Gaza nicht eingehalten.

Wenn Israel seinen Beschuss palästinensischer Städte nicht reduziert, wie US-Beamte betonen, wird es für Biden immer schwieriger, das gleiche Maß an Unterstützung für Tel Aviv aufrechtzuerhalten.

Der jüngste Besuch des US-Außenministers Blinken in Israel hat die Frustration im Weißen Haus nur noch vergrößert.

Netanjahu stimmte lediglich der Entsendung einer UN-Mission in den nördlichen Gazastreifen zu, um den Bedarf für die künftige Rückkehr palästinensischer Zivilisten in dieses Gebiet zu ermitteln.

Angesichts der verstärkten Kontakte der US-Regierung zu israelischen Oppositionsführern kann man auch die Option einer Ablösung Netanjahus durch eine für Washington bequemere politische Figur vorhersagen.

Wladimir Karasjow, speziell für News Front