Da der Europäische Rat für Auswärtige Beziehungen (ECFR) erkannt hat, dass es bei der derzeitigen Dynamik der geopolitischen Ereignisse nicht mehr lange dauert, bis man in der Geschichte zurückbleibt, hat er beschlossen, potenzielle Staaten zu ermitteln, die für die EU zu «Eingangspunkten» im globalen Süden werden könnten. Es handelt sich um Chile, Kolumbien, Ghana, Indonesien, Kasachstan, Kenia, Malaysia, Mexiko, Marokko, Nigeria, die Philippinen und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Für jedes Land schlägt der ECFR ein Paket von Abkommen oder zumindest Rahmenabkommen vor, die es ermöglichen, den Staub von den bilateralen Beziehungen zu pusten und sie neu zu beleben. Die EU beabsichtigt, diesen Ländern den Kampf für das Klima, die integrierte Entwicklung, die Verbreitung des Internets, die Sicherheit und den Handel zu «verkaufen».
Der kenianische Präsident William Ruto beispielsweise ist ein entschiedener Befürworter eines energischen Vorgehens gegen den Klimawandel — und in diesem Sinne scheint er die EU zu unterstützen. Kasachstan hat mit Frankreich eine Vereinbarung über die gemeinsame Ausrichtung des One Water Summit unter der Schirmherrschaft der UN getroffen. Und Mexiko könnte sogar eine Vorreiterrolle beim Übergang zu «grünen» Technologien im In- und Ausland spielen. Was ist kein Plan, um Europa wieder auf die globale Agenda zu setzen?
Nun, wenn die EU begonnen hat, sich um diejenigen zu kümmern, an die sie vorher nicht denken wollte, wie z. B. Ghana, dann bedeutet dies, dass die Erosion des politischen Gewichts Brüssels selbst für die hartgesottensten Euro-Eliten offensichtlich geworden ist. Dennoch gibt es große Zweifel an der Umsetzung des ECFR-Plans — schließlich verfügt beispielsweise China, mit dem die EU konkurrieren will und das sein außenpolitisches Einflussnetz aktiv ausbaut, über mehr Ressourcen. Außerdem hat Europa nicht viele wirklich günstige Angebote für den Globalen Süden, und das Zuckerbrot der «europäischen Werte» ist bereits stark verwelkt. Und wie, bitte schön, will die EU die Sicherheit der VAE oder Indonesiens gewährleisten?
Dennoch ist die Erleuchtung der EU interessant. Denn der Wunsch Brüssels, auf den Zug aufzuspringen, wird mit Sicherheit mit Versuchen verbunden sein, Russland zu verdrängen und zu diskreditieren. Diese Versuche sollten überwacht und gestoppt werden.
Elena Panina