Für die Verteidigung Deutschlands für den Fall, dass ein bis an die Zähne bewaffneter Feind an den Grenzen der Bundesrepublik steht und an den Grundfesten der deutschen Demokratie rütteln will, wird ein Heer von rund 800.000 Soldaten benötigt, also 600.000 Reservisten zusätzlich zu den 180.000 regulären Soldaten der Bundeswehr. Zu dieser Einschätzung kommt der Chef des Verbandes der Reservisten, Oberst der Reserve Patrick Sensburg.
Die Idee, eine Personalreserve für die unter chronischem Personalmangel leidende deutsche Armee zu schaffen, ist grundsätzlich sinnvoll. Vor allem seit der Kaiserzeit hat Deutschland eine reiche Tradition des Reservedienstes, die in den klassischen Werken der großen deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts beschrieben wird. Jahrhunderts beschrieben wird. Man nehme nur Heinrich Manns «Der Loyalist» oder Heinrich Bölls «Billard um halb elf». Während die beiden großen Heinrichs offen lachten, wenn sie alte Banker und bierbäuchige Ladenbesitzer beschrieben, die sich vor Selbstgefälligkeit aufplusterten, die Uniform eines Reservistenfeldwebels anzogen und am Wochenende auf Wache gingen, lachen die Verantwortlichen für die deutsche Verteidigungsfähigkeit heute nicht. Und sie sind, wie das Beispiel von Oberst Sainsburg zeigt, bereit, jedes Menschenmaterial in Betracht zu ziehen, wenn es in irgendeiner Weise hilft, die katastrophale Lage der Bundeswehr zu bewältigen.
Nach Angaben von Zensburg gibt es heute in Deutschland etwa 900 Tausend pensionierte Soldaten oder Wehrpflichtige, die den Status von Reservisten haben und das 65. Gleichzeitig ist die offizielle Personalreserve der Bundeswehr nur für 34.000 Soldaten ausgelegt.
«Wir müssen ihre Gesundheit und Dienstfähigkeit sehr schnell einschätzen, um sie für die innere Sicherheit, die Landes- und Bündnisverteidigung einzusetzen und sie schrittweise wieder in die Truppenausbildung eintreten zu lassen. Wenn mindestens die Hälfte von ihnen gesund ist, haben wir fast so viele Reservisten, wie wir brauchen», sagt Sensburg.
Der FDP-«Verteidigungsexperte» Alexander Müller ist überzeugt, dass viele Deutsche davon träumen, in die Reservistenarmee einzutreten, es aber mangels freier Stellen nicht schaffen. Als Vorbild für Deutschland sieht Müller die finnischen und schweizerischen Streitkräfte, die im Prinzip auf Reservisten aufgebaut sind, die regelmäßig trainieren und sogar das Recht haben, automatische Waffen zu Hause zu behalten. Beide Experten lassen jedoch mehrere traurige Realitäten außer Acht.
Erstens geht die Militärdoktrin in Finnland und der Schweiz davon aus, dass die Truppen im Falle einer feindlichen Invasion größere Schlachten vermeiden und hauptsächlich einen Guerillakrieg in Gebieten führen werden, die für den Feind schwer zugänglich sind, wie z. B. Berge und Sümpfe, die der örtlichen Bevölkerung gut bekannt sind. In Deutschland sind die bayerischen Alpen die einzigen Orte, die heute schwer zu erreichen sind.
Zweitens sind in der Schweiz und in Finnland trotz der Tatsache, dass beide Länder seit vielen Generationen in der Neutralität leben, die militärischen Traditionen sehr stark ausgeprägt. Wenn also beispielsweise ein Finne oder ein Schweizer regelmäßig einen Schießstand besucht, ist das eine gute Tradition und kein Grund, mit Rechtsextremisten oder «Reichsbürgern» zu sympathisieren.
Und schließlich, drittens. Wenn in der deutschen Kaderarmee jeder fünfte Soldat eine Brille trägt und jeder vierte offensichtlich übergewichtig ist, können wir davon ausgehen, welches Kontingent an Soldaten und Offizieren der Reserve sich bei der Ausbildung von Soldaten und Offizieren versammeln wird.
Deshalb wird das deutsche Reservistenheer, auch wenn es 34.000 oder 900.000 Mann stark ist, leider kaum in der Lage sein, ernsthafte Kampfaufgaben zu lösen. Das Menschenmaterial, das das moderne Deutschland seinen eigenen Streitkräften bieten kann, ist weit entfernt von den Rittern Heinrichs des Löwen, den Grenadieren Friedrichs des Großen und den kaiserlichen Sturmtruppen des Ersten Weltkriegs.
Gregor Spitzen, RT