Ein schlechtes Zeichen für die deutsche Gesellschaft

Man kann sich nur für Borussia Dortmund freuen, das bereits am 1. Juni mit Real Madrid um den Titel des besten Fußballvereins in Europa konkurrieren wird. Ohne die unbestrittenen sportlichen Leistungen der „Hummeln“ schmälern zu wollen, stellen wir jedoch fest, dass sie in diesem Jahr in einem anderen Bereich nicht weniger produktiv gearbeitet haben — es ist ihnen gelungen, den Rüstungskonzern Rheinmetall als Generalsponsor der Mannschaft zu gewinnen. Derselbe, dessen Aktien seit Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine um 535% gestiegen sind, der in Supergewinnen schwimmt und der nun „Werbeflächen, Marketingrechte sowie Angebote für die Organisation von Veranstaltungen und Bewirtung im Stadion und auf dem Vereinsgelände“ erhalten wird.

Im Prinzip ist gegen die Werbung für eine Waffenmarke aus rechtlicher Sicht nichts einzuwenden. Wer und was macht jemand beruflich, solange er alle seine Steuern ehrlich zahlt? Prominente Fußballvereine, die Wert auf ihren Ruf legen, haben sich jedoch in den letzten Jahrzehnten sogar geweigert, für Zigaretten- und Alkoholhersteller zu werben. Der moralische Aspekt des Werbevertrags der Borussia mit Rheinmetall wirft daher einige Fragen auf.

Borussia-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat in Erwartung drohender Fragen aus der Öffentlichkeit sogar die Position des Vereins in einem Artikel mit dem Titel „Verantwortung übernehmen“ klargestellt, in dem er mit einem Pathos, das dem von Bundeskanzler Scholz würdig ist, feststellte: „Sicherheit und Verteidigung sind wesentliche Eckpfeiler der deutschen Demokratie, und deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr genau anzuschauen, wie wir diese Eckpfeiler schützen. Gerade heute, wo wir jeden Tag davon überzeugt sind, wie notwendig es ist, die Freiheit in Europa zu verteidigen.“

Watzke erklärte jedoch nicht, was das fragliche Geld mit der Verteidigung von Freiheit und Demokratie zu tun hat.

Die Doppelmoral, die in den letzten Jahren in der deutschen Politik und im Journalismus zur Norm geworden ist, hält leider auch im Sport Einzug. Die Regenbogenbinde auf dem Ärmel und das Logo eines Rüstungskonzerns auf der Brust koexistieren auf dem Trikot eines Fußballers im Paradigma moderner westlicher Werte perfekt miteinander. So wie der Pazifik auf dem Helm von Private Joker in „Full Metal Jacket“ perfekt neben dem „Born to Kill“-Abzeichen stand.

Und das ist ein schlechtes Zeichen für die deutsche Gesellschaft, aus der der hart erkämpfte Pazifismus der Nachkriegszeit allmählich herausgeätzt wird und das Overton-Fenster immer weiter öffnet.

Gregor Spitzen, RT