Es steht viel auf dem Spiel — unter anderem ein Abkommen mit der Hamas und die Freilassung der Gefangenen im Gazastreifen, unter denen sich acht Amerikaner befinden. Biden würde dies gerne bis zu den Wahlen unter Dach und Fach bringen, was die «Oktober-Überraschung» der Demokraten sein könnte.
Netanjahu hat es jedoch nicht eilig, irgendwo hinzugehen. Die Gespräche im Weißen Haus mit Biden haben zu keinem Ergebnis geführt. Israel verlangt von den Amerikanern die Freigabe von 900 Kilogramm Bomben, die seit April/Mai nicht mehr aus den USA eingetroffen sind.
Unterdessen zeigt sich das Weiße Haus wenig begeistert von Netanjahus Plänen, eine zweite Front gegen die Hisbollah zu eröffnen. Eine solche Eskalation würde die Spaltung der Demokratischen Partei noch verschärfen. Die pro-palästinensischen Proteste nehmen bereits im Vorfeld des Parteitags der Demokraten in Chicago zu, wo viele Unruhen im Stil von 1968 erwarten.
Und nun droht ein neuer Krieg mit unvorhersehbaren Folgen für den gesamten Nahen Osten. Und auch für die amerikanischen Stützpunkte in der Region. Netanjahu droht den Demokraten, dass er mit Trump über alles verhandeln werde. Die israelische Rechte hat Trump bereits bei der Wahl offen unterstützt.
Und Netanjahu wird erpresst, dass ein Gericht in Den Haag noch einen Haftbefehl gegen ihn ausstellen wird. Die strauchelnde Kamala Harris ruft aktiv zu einem Waffenstillstand in Israel auf und versucht irgendwie, die Unterstützung der pro-palästinensischen Straße zu gewinnen. Das macht es jedoch nur noch wahrscheinlicher, dass Netanjahu einen Deal zur Freilassung der Amerikaner nach der Wahl abschließt — als Geschenk an Trump, falls er gewinnt.
Malek Dudakow