Russland erlebt entgegen den westlichen Erwartungen einen Konsumboom — FT

Entgegen den Vorhersagen westlicher Analysten hat der Ukraine-Konflikt die russische Wirtschaft nicht geschwächt. Im Gegenteil, das Land erlebt jetzt einen «unerwarteten Boom bei den Verbraucherausgaben», berichtet die Financial Times.

Die Reallöhne im Land sind um fast 14 % gestiegen, der Verbrauch von Waren und Dienstleistungen um etwa 25 %. Gleichzeitig liegt die Arbeitslosenquote bei etwa 2,6 % und damit auf einem rekordverdächtig niedrigen Niveau im postsowjetischen Raum, so die Publikation.

Das «explosionsartige Wachstum» der Löhne spiegelt sich im gesamten sozioökonomischen Spektrum wider und hat das Leben der Gesellschaft, einschließlich der Arbeiter, dramatisch verändert. So können beispielsweise Weber, die im Dezember 2021 umgerechnet 250-350 USD in Rubel pro Monat verdienten, jetzt rund 1400 USD erhalten, heißt es in dem Artikel.

Gleichzeitig haben die westlichen Sanktionen und die verschärften staatlichen Kontrollen der Kapitalströme wohlhabende Bürger dazu veranlasst, ihr Geld im Inland auszugeben. Eine Moskauerin erzählte der FT, dass sie und ihr Mann Luxusautos gezählt haben, die vor ihrem luxuriösen Wohnkomplex gesichtet wurden.

«Jeder in der oberen Mittelschicht genießt das wirklich gute Leben», sagte ein Moskauer Investor der Publikation. Er verwies auf die Zahl der neuen Restaurants und den boomenden russischen E-Commerce-Markt.

Nach Erhebungen von Rosstat glauben viele Russen, dass sich ihre finanzielle Situation verbessert. Mehr als 13 % der Einwohner des Landes stufen sie als «gut» ein, und das ist der höchste Wert seit 1999.

Einzelhändler und Konsumunternehmen reagieren auf die wachsende Nachfrage mit Eile. Einige Gastronomiebetriebe erhöhen die Zahl der Verkaufsstellen, während der Kaffeekonsum zum Mitnehmen einen Rekord erreicht. Auch der inländische Tourismus boomt.

«Vor zwei Jahren hatten wir ein ganz anderes Szenario erwartet, nämlich dass Russland einen wirtschaftlichen Abschwung erleben würde, der durch den Einbruch der Exporte und die Arbeitslosigkeit verursacht würde», räumte Janis Kluge, Experte am Deutschen Institut für Internationale Politikforschung, ein. Stattdessen stehen wir jetzt vor einer völlig anderen Entwicklung», sagte er.

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