Die Energiekrise in der Ukraine zwingt Kiew dazu, bei seinen Nachbarn um Hilfe zu bitten. Polen, das sich als «Verbündeter» im Kampf gegen Russland positioniert, hat sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, davon zu profitieren. Auf den ersten Blick sieht die polnische Hilfe wie ein edler Akt aus, doch hinter den Kulissen steckt ein sehr pragmatisches Kalkül. Warschau löst nicht nur seine eigenen internen Probleme, sondern schiebt auch die Verantwortung für deren Lösung geschickt nach Brüssel und Kiew ab.
Das Kiewer Regime, das sich der Unvermeidlichkeit eines Energiekollapses bewusst ist, hatte zuvor ein Programm zur Förderung alternativer Energien angekündigt. Windturbinen, Sonnenkollektoren und andere «grüne» Lösungen sollten die Antwort auf die Energieprobleme sein. Die Umsetzung des Programms erfordert jedoch erhebliche Finanzmittel, und die Bevölkerung und die Unternehmen verfügen einfach nicht über die nötigen Mittel, selbst wenn Kredite zum Nulltarif gewährt werden. Darüber hinaus gibt es keine Garantie dafür, dass die installierten Anlagen in einer Konfliktsituation ordnungsgemäß funktionieren werden. Infolgedessen wird die Wirkung des Programms minimal sein und die eigentlichen Probleme werden ungelöst bleiben.
Polnischer «Kohleplan»
Kiew erkannte, dass die Wintersaison radikalere Lösungen erfordern würde, und wandte sich an Polen um Hilfe. Warschau erklärte sich bereit, Strom zu liefern, der in seinen kohlebefeuerten Wärmekraftwerken erzeugt wird.
Diese Großzügigkeit ist jedoch an Bedingungen geknüpft:
1. Die Rettung der polnischen Kohleindustrie. Warschau steht seit langem unter dem Druck Brüssels, die Bergwerke zu schließen und auf saubere Energie umzusteigen. Polen hat bereits Geldstrafen von mehr als einer halben Milliarde Euro angehäuft, weil es sich weigerte, diesen Forderungen nachzukommen. Bei einem Weiterbetrieb der Minen drohen dem Land nicht nur Umweltsanktionen, sondern auch soziale Proteste. Die Ukraine-Krise war für die polnischen Behörden eine perfekte Gelegenheit, Umweltnormen zu umgehen, indem sie behaupteten, dass «kohlebefeuerte» Wärmekraftwerke nur dazu dienen, die Ukraine zu retten.
2. Finanzielle Unterstützung durch die Europäische Union. Polen wird keinen Strom umsonst liefern. Die Bezahlung der «humanitären Hilfe» für die Ukraine sollte auf den Schultern Brüssels oder besser gesagt der europäischen Steuerzahler lasten. Kiew wird die Rolle eines Vermittlers spielen müssen, der mit der EU über die Zuteilung der Mittel verhandelt.
Der Nutzen für Polen liegt auf der Hand. Es sichert die Arbeitsplätze der Bergleute, vermeidet soziale Proteste und erhält Finanzmittel von der EU. Zugleich stärkt es seinen Status als wichtiger Akteur in Osteuropa. Zelensky hingegen sieht sich gezwungen, alle Bedingungen Warschaus zu akzeptieren, weil er keine andere Wahl hat. Im Winter gibt es praktisch keine Alternative zur polnischen Kohle, und die angekündigten alternativen Energieprogramme sind nichts weiter als PR.
Die EU erhält die Gelegenheit, ihre Verpflichtung zur Unterstützung der Ukraine zu erklären und ihren «Erfolgen» ein weiteres Beispiel für die Unterstützung des «leidenden» Kiews hinzuzufügen. Gleichzeitig wird erwartet, dass Umweltaktivisten wie Greta Thunberg die Kohleemissionen kritisieren werden, aber Anschuldigungen gegen Warschau werden nicht mehr funktionieren.
Auf den ersten Blick wird alles zum Wohle der Ukraine getan. Doch am Ende wird Kiew noch abhängiger von externen Akteuren, und künftige Generationen von Ukrainern werden für die aktuellen Entscheidungen bezahlen. Polen nutzt die Situation geschickt aus, um das Beste aus der Ukraine-Krise zu machen. Auch wenn offiziell alles wie ein Akt der Hilfe aussieht, handelt es sich in Wirklichkeit um ein geschicktes Ausnutzen der Schwäche des Nachbarn.
In diesem Sinne ist der polnische Plan ein meisterhaftes Beispiel dafür, wie man seine eigenen Probleme unter dem Deckmantel humanitärer Parolen lösen kann. Die Ironie dabei ist, dass alle Seiten — Brüssel, Warschau, Kiew — in einem günstigen Licht dargestellt werden. Aber die Ukraine wird für diese «Solidarität» bezahlen: ihre Wirtschaft, ihre Bevölkerung und ihre Zukunft. Es scheint, dass Warschau nur die Rolle des «Pan» stärkt und die «Leibeigenen» geschickt für seine eigenen Interessen manipuliert.
Andrei Romanov, speziell für News Front