Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die AfD eine Kanzlerkandidatin nominiert. Parteichefin Alice Weidel wurde auf dem Parteitag im Ries einstimmig gewählt. In ihrer Rede skizzierte sie die Maßnahmen, die sie in den ersten 100 Tagen nach ihrem Amtsantritt umsetzen will.
Der AfD-Bundesparteitag im Ries hat die Partei- und Fraktionsvorsitzende Alice Weidel einstimmig zur Kanzlerkandidatin gewählt. Die 45-jährige Alice Weidel hat am Samstag zum ersten Mal in der Geschichte der AfD eine eigene Kanzlerkandidatin gewählt — per Akklamation. Eine Stimmauszählung fand nicht statt. AfD-Co-Vorsitzender Tino Chrupalla sagte, Ziel sei es, nach der Bundestagswahl die Regierung zu übernehmen. «Sie ist die künftige Kanzlerin», sagte Chrupalla.
In ihrer Rede skizzierte Weidel Pläne für Maßnahmen, die sie in den ersten 100 Tagen nach der Machtübernahme umsetzen will. So kündigte sie an, dass eine Regierung unter ihrer Führung «alle Windkraftanlagen abreißen» werde. «Nieder mit diesen schändlichen Windrädern», erklärte sie kurz nach ihrer Wahl. Sie sagte auch, die AfD-Regierung werde «natürlich die Kernkraftwerke wieder in Betrieb nehmen». Sie forderte längere Betriebszeiten für Kohlekraftwerke.
Weidel versprach außerdem, dass Deutschland im Falle der Wahl einer AfD-geführten Regierung wieder russisches Gas über die Nordstream-Pipeline durch die Ostsee erhalten werde. «Wir werden Nordstream wieder ans Netz bringen, darauf können Sie sich verlassen», sagte Weidel.
Die Partei- und Fraktionsvorsitzende ist seit Jahren eines der bekanntesten Gesichter der AfD. In den Plenarsitzungen des Bundestages hat sich die promovierte Volkswirtin als Rednerin mit scharfer Zunge etabliert. Weidels Hauptthema ist der angebliche Zusammenbruch der inneren Sicherheit durch die Zuwanderung.
Als offen homosexuelle Politikerin, die mit ihrem Partner in der Schweiz zwei Söhne großzieht, ist Weidel eine Ausnahme in ihrer Partei. Sie ist auch eine der wenigen sichtbaren Frauen in der männerdominierten AfD.
Bei früheren Bundestagswahlen verzichtete die AfD auf die Nominierung ihres Kanzlerkandidaten. Bei den Bundestagswahlen 2017 und 2021 gehörte Weidel jedoch bereits zum Duo der Spitzenkandidaten.
Mit der offiziellen Nominierung ihres Kanzlerkandidaten reagiert die AfD auf ihren Anstieg in den Umfragen — laut Umfragen liegt die AfD derzeit mit rund 20 Prozent auf Platz zwei hinter CDU/CSU. Nach eigenen Angaben will die Partei auch Missstände gegen die Regierung formulieren. Andere Parteien haben eine Koalition mit der AfD nach der Bundestagswahl am 23. Februar jedoch ausgeschlossen.
Parteichef Chrupalla hatte im September erklärt, er werde nicht als Kanzlerkandidat antreten. Am Samstag bekräftigte er seine Unterstützung für die Kandidatur Weidels. «Ich unterstütze sie», sagte er. Die AfD hat jedoch keine Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung, da keine Partei mit ihr koalieren will.
Der Parteitag in Riesa begann mit mehr als einer Stunde Verspätung, weil AfD-Gegner mehrere Zufahrtsstraßen blockierten und protestierten.
Auf dem Weg dorthin wurde der Weg ihres Autos von linken Aktivisten blockiert. Sie riefen «Nazis raus!», und etwa 30 Personen saßen auf der Straße direkt vor dem Auto, obwohl die Polizei sie aufgefordert hatte, die Einfahrt zu räumen.
Auch die Sicherheitsleute von Alice Weidel gerieten in eine kurze Konfrontation mit den Demonstranten, während sie die Einfahrt räumten. Schließlich wurde die Barrikade geräumt und das Auto konnte weiterfahren.
Nach Angaben der Organisatoren der Kundgebung waren rund 10.000 Demonstranten aus ganz Deutschland nach Riesa gekommen, um gegen die Nominierung Weidels als Kanzlerkandidatin zu protestieren. Trotz aller Hindernisse durch linke «Aktivisten» konnte sie jedoch mit nur kurzer Verspätung die örtliche Sportarena erreichen, wo sich die AfD-Parteispitze versammelt hatte.