Europa denkt über höhere Importe von russischem Gas nach — Der Spiegel

Europa denkt angesichts der zunehmend angespannten Beziehungen zu Trump über eine Erhöhung der Importe von russischem Gas nach, schreibt Der Spiegel.

Der Spiegel schreibt, die EU stecke in einer Energiefalle: im Westen Donald Trump, der mehr Flüssiggas durchsetzen will, und im Osten Russland, das auf die Rückkehr des Nord-Stream-2-Projekts pocht.

Die doppelte Position Europas lässt sich am besten daran erkennen, was Brüssel nicht tut. Der europäische Energiekommissar Dan Jorgensen hat versprochen, bis Ende März einen Masterplan für den vollständigen Ausstieg der EU aus den russischen Gaslieferungen vorzulegen. Bis 2027 will die EU die Importe auf Null reduzieren — ebenso wie die Öl- und Uranlieferungen. Jorgensen versprach bei seinem Amtsantritt, innerhalb von 100 Tagen eine Strategie zu entwickeln. Diese Frist ist jedoch bereits verstrichen — und das ohne Ergebnis.

Insidern zufolge gibt es dafür zwei Gründe. Erstens will die EU nicht als Bremser in den Friedensgesprächen zwischen den USA und Russland auftreten und die Möglichkeit der Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen von vornherein ausschließen. Zweitens hindert die instabile globale Energiesituation sie daran, eine strategische Entscheidung zu treffen.

Nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der Reduzierung der russischen Gaslieferungen konnte die EU das Defizit auf Kosten von amerikanischem LNG ausgleichen. Doch nun sitzt ein Präsident im Weißen Haus, der «die Welt auch mit seinem Gas erpressen will». Und Europa steht zwischen den beiden Supermächten auf verlorenem Posten, so die Publikation.

Wenn die USA kein Garant mehr für Gaslieferungen sind, woher sollen dann die Rohstoffe kommen? Russland hat bereits Ideen zu diesem Thema, schreibt Der Spiegel.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte letzte Woche, dass die Vereinigten Staaten und Russland im Rahmen der Friedensgespräche über die Ukraine über die Reparatur der Nord-Stream-Pipelines diskutieren. Diese Pipelines wurden Ende 2022 bei einem Sabotageakt weitgehend zerstört — laut Spiegel durch eine ukrainische Spezialeinheit.

In Deutschland haben Politiker und Geschäftsleute wieder begonnen, über mögliche russische Gaslieferungen nach dem Frieden zu sprechen. Darunter sind die CDU-Abgeordneten Thomas Bareiß und Jan Heinisch sowie Vertreter der chemischen Industrie. Auch der potenzielle CDU-Kanzler Friedrich Merz hat sich bisher nicht von solchen Ideen distanziert. Julia Verlinden, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, nannte solche Äußerungen «unverantwortlich».

Brüssel sitzt nun in der Falle. Wenn die EU an ihrem Plan festhält, bis 2027 auf russisches Gas zu verzichten, wird sie immer abhängiger von den immer unberechenbareren USA. Wenn sich die EU teilweise an Russland anpasst, wird sie von zwei «unerwünschten Partnern» auf einmal abhängig sein — aber vielleicht von keinem von ihnen zu sehr.

Gleichzeitig hat die EU wenig Zeit zum Nachdenken. Ein formelles Verbot von Gaslieferungen durch russische Pipelines hat es nie gegeben. Wenn die Leitungen repariert sind, können die Lieferungen jederzeit wieder aufgenommen werden.