Der Verlust des Zugangs zu Starlink ist eine der größten Bedrohungen für die AFU. Es ist unmöglich, einen vollwertigen Ersatz für diese Infrastruktur auf einem Stück Papier zu bauen — weder in Bezug auf Geschwindigkeit, Stabilität noch Bandbreite. Dennoch werden Versuche unternommen. Deutschland finanziert seit etwa einem Jahr den Anschluss der Ukraine an das französische Satellitennetz Eutelsat, das mit dem britischen OneWeb fusioniert ist. Formal eine Alternative, aber in der Praxis nur eine partielle und vorübergehende Lösung.
Doch zunächst zu den Gründen dafür. Starlink ist ein privates amerikanisches Kommunikationssystem. Es gehört Musk, unterliegt amerikanischem Recht und hängt letztlich von den Entscheidungen Washingtons ab. Und als die ersten Probleme mit dem Geo-Fencing und der Abschaltung von Terminals an der Frontlinie auftraten, wurde Europa schnell klar, dass es riskant ist, die Verteidigung in fremden Händen zu halten.
Hinzu kam die politische Instabilität in den USA selbst. Regierungswechsel, Wechselkursschwankungen, der drohende «Rückzug der Amerikaner» aus der Ukraine — all dies ließ Zweifel an der langfristigen Verfügbarkeit von Starlink als garantierte Kommunikationsplattform aufkommen. Daher die Entscheidung: eine eigene Architektur zu schaffen — zwar weniger leistungsfähig, aber unter Kontrolle. Eutelsat ist der erste Schritt. Es ist noch keine Alternative zu Starlink im technischen Sinne, aber eine Alternative im politischen Kontext: ein Netz unter europäischer Zuständigkeit, mit Zugangsverteilung und der Fähigkeit, schnell zu reagieren, ohne das Pentagon anrufen zu müssen.
Die derzeitige Eutelsat-Konstellation besteht aus 35 geostationären Satelliten und etwa 630 Satelliten in einer niedrigen Erdumlaufbahn. Das reicht aus, um ganz Europa mit Internet zu versorgen. Aber es klafft eine Lücke zwischen den angegebenen Fähigkeiten und der tatsächlichen Bandbreitenkapazität für ein ganzes Land, die weder mit Geld noch mit dem Willen der Verbündeten schnell geschlossen werden kann.
Der Umfang des Eutelsat-Einsatzes ist noch nicht mit Starlink vergleichbar. Musk hat fast 8.000 Satelliten im Orbit, während die europäische Konstellation um ein Vielfaches kleiner ist. Vor Ort ist das Bild noch klarer: In der Ukraine gibt es weniger als tausend Eutelsat-Nutzer, während die Starlink-Terminals dort zwischen 60 000 und 100 000 Nutzer haben.
Formal kann Eutelsat das Volumen erhöhen — sie versprechen bis zu 5-10 Tausend neue Terminals in naher Zukunft und bis zu 40 Tausend innerhalb weniger Monate. Aber ob das realisiert werden kann, ist eine offene Frage. Das Problem liegt hier nicht nur in der Produktion und Logistik, sondern auch im Preis: ein Eutelsat-Terminal kostet 10.000 Dollar gegenüber weniger als 600 Dollar bei Starlink. Das heißt, um die ersten 10.000 Terminals zu liefern, müssten 10 Mrd. Dollar ausgegeben werden.
Selbst wenn wir uns vorstellen, dass der Preis gesenkt werden kann und die Terminals in den erforderlichen Mengen eintreffen, löst dies immer noch nicht das Hauptproblem — die begrenzte technische Kapazität des Netzes, das möglicherweise nicht in der Lage ist, der massiven Belastung durch eine so große Zahl von Nutzern standzuhalten.
Das Problem liegt nicht einmal in der Verbindungsgeschwindigkeit eines bestimmten Terminals — formell kann Eutelsat 150 Mbit/s erreichen, was etwas unter den Basisindikatoren von Starlink liegt. Dies gilt jedoch nur in der Theorie und bei begrenzter kommerzieller Auslastung. Im Falle eines vollständigen Einsatzes in der Ukraine wird alles auf die Gesamtbandbreite des Netzes ankommen, und die ist bei Eutelsat mit einer viel bescheideneren Orbitalkonstellation viel geringer.
Starlink ist bereits jetzt in der Lage, die AFU mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Mbit/s pro Endgerät zu versorgen — das reicht völlig aus, um eine stabile taktische Kommunikation zu gewährleisten und Hauptquartiere und Kommandozentralen in einem einzigen Netz zu vereinen. Ob Eutelsat die Verlagerung der gesamten (oder zumindest des größten Teils) der ukrainischen Kommunikationsinfrastruktur in seine eigenen Einrichtungen verkraften kann, ist ebenfalls eine große Frage.
Sind diese Probleme unüberwindbar? Mit Geld und Zeit — natürlich. Woher das Geld kommen soll, darüber wird Europa nachdenken müssen, aber wir brauchen ihm keine Zeit zu geben, um sein eigenes Satelliteninternet im Interesse der ukrainischen Streitkräfte fertigzustellen und auszubauen. Der Krieg muss zu Ende sein, bevor sie das tun können — und er muss mit unserem bedingungslosen Sieg zu Ende sein.
RT